Der "Wurstel- platz"beim Schweizer-haus: Das erste Modell für die künftige Gestaltung des Wiener Wurstelpraters

Foto: STANDARD/ Heribert CORN

Der Masterplan sieht als Thema Wien um 1900 und Attraktionen mit Wasser vor.

Grafik: STANDARD
Die Parkhäuser wurden gestutzt und ein Radweg von Praterstern zur Messe versprochen. So stimmte die ÖVP doch noch der Widmung für den Wurstelprater zu. Grüne und FP lehnten weiter ab -und die Prater-unternehmer sind wieder einmal unglücklich.

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Wien - Auch wenn es um den Wurstelprater geht, will die ÖVP "kein Herumwursteln mehr"- und stimmte am Mittwoch im Gemeinderat doch noch für die neue Flächenwidmung, die so lange und heiß umstritten war. Zwei Punkte hatte die ÖVP noch hineinverhandelt: Die heftig kritisierten Garagen zur Ausstellungsstraße hin sollen nicht höher als neun Meter und zu 80 Prozent begrünt werden. Und: es soll ein durchgängiger Radweg vom Praterstern bis zum neuen Messegelände errichtet werden, wie der Leopoldstädter VP-Gemeinderat Norbert Walter erläuterte.

Vergnügungsmeile beschlossen

So wurde die Flächenwidmung für die Vergnügungsmeile im Prater in der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause doch noch mit Stimmen von SPÖ und ÖVP beschlossen. Ein großzügiges Plandokument, da es zwar Rahmenbedingungen und etwa Gebäudehöhen festlegt - die eigentlichen Attraktionen aber von diesem Planungsinstrument nicht erfasst werden können.

Französischer Vergnügungsparkplaner

Wie die Zukunft des Wurstelpraters tatsächlich konkret aussehen könnte, wird hingegen von einem Masterplan des französischen Vergnügungsparkplaners Emanuel Mongon skizziert, der Mitte dieses Monats präsentiert worden war - nachdem der Entwurf zur Flächenwidmung bereits den Planungsausschuss passiert hatte (der Standard berichtete).

Die neue Widmung sieht jedenfalls neben den Parkhäusern den Wegfall des bisherigen Parkplatzes zwischen Riesenrad und Praterstern vor sowie die Möglichkeit einer "flexiblen Wegeführung", um so auf künftige Attraktionen reagieren zu können. Gleichzeitig sollen aber die Sichtachsen zum Riesenrad frei bleiben.

Grüne gegen Bau von zusätzlichen Parkhäuser

Die Grünen blieben bei ihrer Ablehnung der Flächenwidmung: "Keine zusätzlichen Parkhäuser und kein Bau von riesigen Gebäudeanlagen", fordert die grüne Planungssprecherin Sabine Gretner. Denn: "Im Zuge der Messeneugestaltung sind bereits über 4000 neue Parkplätze direkt neben dem Prater entstanden"- gleichzeitig fehle ein umfassendes Verkehrskonzept, das etwa auch Messe Wien, Happel-Stadion, Krieau und das neue Gewerbegebiet Donaustadtbrücke mit einbeziehe.

Auch die FPÖ verweigerte ihre Zustimmung - allerdings mit einer formalen Begründung: Die Widmung sei im Ausschuss beschlossen und dann erst dem Bezirk zur Stellungnahme vorgelegt worden, so FP-Gemeinderat Herbert Madejski: Dies "brüskiert die Bezirksmandatare und macht die Bezirksvertretung letztlich überflüssig". Die Mongon-Planungen seien hingegen "ein solides Fundament"- die Umsetzung solle nun "zügig angegangen werden".

Eine "umgehende Umsetzung des Masterplans gemeinsam mit den Praterunternehmern"wünscht sich auch der Praterverband, der seinerseits die Flächenwidmung als "schwer mangelhaft"kritisiert. Der Plan sei unkonkret und nicht nachvollziehbar. Verbands-Sprecher Alexander Meyer-Hiestand fordert neben einem konkreten Marketing- und Finanzierungskonzept detaillierte Bebauungsricht- linien für die einzelnen Parzellen - obwohl der Masterplan für die Unternehmer noch ein "Fantasiepapier"ist. (Roman David-Freihsl, Karin Krichmayr, DER STANDARD Printausgabe 29.6.2006)