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Foto: AP/Newpont Mining
Nie war Gold so wertvoll. Und die Nachfrage steigt weiter. Besonders chinesische und indische Schmuckhersteller benötigen immer mehr Gold.

Darum suchen Geologen nach einem Dorado wie der südafrikanischen Lagerstätte Witwatersrand: Fast die Hälfte allen Goldes, das im Umlauf ist, stammt aus dem 1886 entdeckten Reservoir.

Die Fahndung nach ähnlich großen Goldquellen gestaltet sich schwierig. Die Goldsucher wissen nicht, nach welchen Gesteinen sie Ausschau halten müssen. Lange war rätselhaft, warum sich Gold in größeren Mengen ansammeln kann. Nur tief unter Vulkanen bei hohem Druck paart es sich in Wasser, das unter diesen Bedingungen hunderte von Graden heiß ist, mit Schwefelwasserstoff. Sobald der Druck nachlässt oder das Wasser abkühlt, fällt das Gold aus der Lösung aus und sammelt sich in einer so genannten hydrothermalen Lagerstätte an. Die Goldminen von Witwatersrand seien auf diese Weise entstanden, meint der Geologe Neil Phillips von der Monash University in den USA.

Andere Experten wie etwa Hartwig Frimmel von der Universität Würzburg sehen ihren Kollegen allerdings auf falscher Spur. Sie meinen, das südafrikanische Gold habe sich in Flüssen zu Füßen eines archaischen Gebirges angesammelt. In solchen Seifenlagerstätten kann sich Gold stark anreichern: Sobald eine Mine von der Erosion freigelegt wird, verwittert sie in Wind und Regen, und die Goldpartikel treiben flussabwärts. Weil Goldpartikel schwerer sind als Kieselsteine, lagern sie sich schnell ab.

Goldseifen, die sich in der Frühzeit der Erde gebildet haben und inzwischen versteinert sind, könnten besonders reichhaltig sein. Denn vor drei Milliarden Jahren herrschten vermutlich bessere Bedingungen für die Entstehung von Goldlagerstätten. Extrem saure Luft zersetzte fast alles - bis auf Gold, das nahezu unverwüstlich ist. Man müsse also, meint Frimmel, nach versteinerten Flussläufen in der Nähe sehr alter Gebirge suchen.

Seltenes Szenario

Die besten Kandidaten seien so genannte Grünsteingürtel, grünliche Gebirge, die sich in der Erdfrühzeit gebildet haben. Die größten liegen in Australien, Kanada und Brasilien. Doch bisher wurden dort nur vergleichsweise kleine Reservoire gefunden.

Die Verfechter der Hydrothermal-Theorie sind optimistischer als ihre Kontrahenten, ein zweites Dorado zu entdecken. Denn der Hydrothermal-Theorie zufolge könnte sich Gold auch in jüngeren Landschaften stark angereichert haben. Diese Forscherfraktion nimmt große quarzgefüllte Gesteinsrisse in vulkanischen Landschaften ins Visier. Mit Erfolg: viele ergiebige Goldminen etwa in Russland sind hydrothermalen Ursprungs.

Doch es scheint, dass sowohl Flüsse als auch hydrothermale Prozesse zur Entstehung einer Lagerstätte von der Größe Witwatersrands beigetragen haben. Die Annäherung der beiden wissenschaftlichen Theorien zur Entstehung von Goldlagerstätten ist keine gute Nachricht für die Goldsucher. Denn je mehr Prozesse mitgewirkt haben, desto unwahrscheinlich wird es, dass sich das Szenario wiederholt hat.

Zurzeit konzentrieren sich die Goldsucher auf altes Vulkangestein. Doch bei weiter steigendem Goldpreis könnten auch Kiesgruben interessant werden, sogar in Österreich. Dem spanischen Geologen Manuel Viladevall zufolge nimmt der Goldgehalt bei den Siebvorgängen des Kiesabbaus um das Fünffache zu. Mit Zentrifugen ließe sich das Gold gewinnen - die Kiesgrube würde zur Goldgrube. (Axel Bojanowski/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29. 6. 2006)