Drei Monate vor dem Start des digitalen Antennen-TV "schreitet die Digitalisierung der Fernsehverbreitungsplattformen klar und marktgetrieben voran", allerdings in unterschiedlicher Ausprägung und Geschwindigkeit, bilanzierte Alfred Grinschgl, Rundfunk-Geschäftsführer der Rundfunk und Telekom GmbH (RTR) am Mittwoch anlässlich der Präsentation des RTR-Kommunikationsberichts 2005. Unangefochtener Spitzenreiter ist der Satellit: Ende 2005 waren 21 Prozent der österreichischen Haushalte mit einem digitalen Receiver ausgestattet.

Beim Kabel sind das hingegen lediglich zwei Prozent, wobei Grinschgl einmal mehr bekräftigte, dass man schon seit über einem Jahr mit der Berufsgruppe Kabel-TV in der Wirtschaftskammer Österreich über eine "Kabelförderung" verhandle. Für die Umstellung des Antennenfernsehen auf Digitalempfang am 27. September seien alle wesentlichen Weichen gestellt worden, sagte Grinschgl. Derzeit würden aber ohnehin nur mehr elf Prozent der Haushalte ausschließlich via Antenne versorgt.

Aufwärtstrend im Bereich Werbung

Einen Aufwärtstrend gab es im Vorjahr erneut im Bereich Werbung: Mit rund zwei Milliarden Euro wurde laut Grinschgl ein Höchststand an Brutto-Werbeausgaben erzielt. Klarer Gewinner bei den Zuwächsen sei das Privat-TV, wohingegen das ORF-Fernsehen Einbußen in Kauf nehmen musste. Deutlich zugelegt haben auch die Tageszeitungen, die ihren Anteil um rund elf Prozent auf rund 628 Millionen Euro gesteigert haben. Mit gewissen Einbrüchen im Printbereich sei indes im Magazinsektor zu rechnen, so der RTR-Geschäftsführer.

Hauptversorger der Informations- und Unterhaltungsplattform waren im Vorjahr auch weiterhin die Klassiker Radio, Zeitung und TV. Von den Radioprogrammen wurden täglich rund 84 Prozent, von einer der Tageszeitungen 74 Prozent und durch einen TV-Sender rund 68 Prozent aller Hörer, Leser bzw. Seher erreicht.

Positives Zeugnis für Privat-TV

Im Fernsehsektor stellte Grinschgl dem Privatfernsehen vor allen bei den Marktanteilen ein positives Zeugnis aus: ATV konnte etwa im Vorjahr eine Steigerung des Marktanteils auf 2,4 Prozent verbuchen. Der ORF hat seine dominante Stellung weiterhin gehalten, wenngleich er in den vergangenen Jahren von 54,1 Prozent Marktanteil im Jahr 2002 auf 48,2 Prozent im Vorjahr zurückgerutscht ist. Die deutschen Sender, die für Österreich ihre Werbefenster abstahlen, haben in den vergangenen drei Jahren von 24,1 auf 26,7 Prozent Marktanteil zugelegt.

Im Radiobereich war das Jahr 2005 insofern eine Besonderheit, als mit Kronehit das erste österreichweite Privatradioprogramm seinen Betrieb eröffnete. Der Überlegenheit des ORF-Radios hinsichtlich der Reichweite hat das freilich keinen Abbruch getan. Von einem dualen Radiomarkt könne man noch lange nicht sprechen, so Grinschgl, auch wenn der Spitzenreiter Ö3 leicht an Reichweite verloren hat und die Privatradios leichte Zugewinne verzeichneten. (APA)