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Dieses Foto stammt von der Pressekonferenz in Cannes: Beim Wiener Interview-Termin mit Jeffrey Katzenberg (li.) und Bruce Willis (re.) durfte nicht fotografiert werden.

Foto: Reuters/Kessler

Bruce Willis' Kinder sind verrückt nach diesem Haufen renitenter Waldtiere: In der jüngsten DreamWorks-Produktion "Ab durch die Hecke" leiht der Star einem Waschbären seine Stimme.

Foto: UIP/DreamWorks
Im Zuge einer Endlos-PR-Tour war dies definitiv keine Gelegenheit für Exklusiv-Interviews. Claus Philipp war aber dabei.

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Wien - Bruce Willis tänzelt durchs Hotelzimmer, in seinen Händen balanciert er eine Schüssel mit Eiswürfeln, und er sagt Sätze wie: "Menschenskinder, ein Millionen-Dollar-Superstar, der das Eis abserviert. Ja, ist das denn die Möglichkeit?"

Jeffrey Katzenberg steht indessen immer noch am hinteren Ende einer längeren Tafel, er begrüßt die acht Journalisten, die man mit 65 Minuten Verspätung auf exakt 22 Minuten ins Allerheiligste (wir befinden uns im ersten Stock des Hotel Imperial) vorgelassen hat. Er findet Bruce "really funny". So vergeht die Zeit.

"Ich bin wirklich stolz auf diesen Film", wird Willis später sagen. Oder: "In diesen Film können Sie nicht nur Ihre Kinder mitnehmen, sondern auch Ihre Großeltern." Oder, nicht wirklich neu: "Wir sind so nahe dran wie niemals zuvor, Die Hard 4 zu drehen." Und dazu nickt dann auch gleich Jeffrey Katzenberg, mäßig überrascht, weil er den Satz in den letzten Wochen sicher hundert mal gehört hat. Immer wieder. Wir dürfen uns Sisyphos als Unterhaltungskünstler vorstellen, der für einen Film über einen Waschbären und andere drollige kleine Waldtiere auf Endlos-PR-Tour gegangen ist.

"Keine Fotografen", sagte vorher die Pressebetreuerin. "Wer Bruce Willis interviewen will, muss eigentlich auch den Regisseur interviewen." Und wer Jeffrey Katzenberg interviewen wolle, der müsse in Kauf nehmen, dass Katzenberg sich nur gemeinsam mit Willis interviewen lasse. Aber nur 22 Minuten lang. Und da haben die jeweils acht Print-Menschen Glück gehabt, weil für die Leute vom Rundfunk gibt's nur 5-Minuten-Slots. Was fragt man da? "Ich wollte immer schon bei einem Zeichentrickfilm mitmachen", freut sich, quasi ungefragt, Bruce Willis. "Mit meinem alten Kumpel Jeffrey! Die bei DreamWorks sind ja wirklich die Allerbesten!"

So eine Freude!

Ins mäßige Amüsement der seriöseren Journalisten mischt sich leichter Ärger: Es könnte ja durchaus interessant sein, zwei Kapazunder dieser Spielklasse im "Dialog" zu erleben - und das auf der Basis eines durchaus kurzweiligen Filmes: In Ab durch die Hecke mischen die drolligen Waldtiere, gesprochen von Stars wie Nick Nolte, William Shatner, Avril Lavigne oder eben Bruce Willis eine biedere Bungalow-Siedlung auf. Die 3D-Digital-Animationen funktionieren - etwa im Vergleich zum letzten DreamWorks-Hit Shrek - besser denn je.

Wer könnte über die durchaus komplexe Produktionslogistik hinter solchen knallbunten eineinhalb Stunden Unterhaltung besser referieren als Katzenberg, der einst bei Disney legendäre Erfolge wie den König der Löwen kreierte, sich mindestens ebenso legendär mit Disney-Boss Michael Eisner zerkrachte, um schließlich - Legende, Teil 3 - mit Steven Spielberg und David Geffen DreamWorks zu gründen? Der heute 56-jährige Wunder-Produzent kann - Zeit läuft! - sein Knowhow bestenfalls andeuten:

"Für Filme fürs Jahr 2010 oder 2011, die wir jetzt schon vorbereiten, existiert teilweise noch nicht einmal die Software, mit der wir die gewünschten Effekte erzielen können." Vor drei Jahren etwa habe bereits die Produktion von Ab durch die Hecke begonnen. Als Willis da erstmals im Tonstudio gestanden habe, seien erst die Programme entwickelt worden, mit denen man einem Waschbären ein besonders flauschiges Fell zaubern kann.

"Keine Frage, vor solchen Hintergründen, und auch, weil man nie vorhersehen kann, was Kinobesuchern in drei, vier, fünf Jahren wirklich gefallen wird, muss man bei aller Innovation immer wieder bewährten Mustern vertrauen." Und was sagt Katzenberg zum Verkauf von DreamWorks an Paramount im Dezember 2006, nach dem als einziges (relativ) "unabhängiges" Ministudio DreamWorks Animation zurückblieb? Wäre er, so fragt man, bereit, einmal etwas weniger diplomatisch darüber und über einen gescheiterten Traum zu reden?

"Na gerne", sagt er, und dann sagt er: "Für Steven Spielberg war das sicher ein wunderbarer Deal." Signalisiert er damit Distanz zu Spielberg? "Aber nicht doch. Wir telefonieren fast jeden Tag. Immer noch bedürfen wir seines immensen Wissens und Talents in Sachen Erfolgskino. Er hat ebenso viele Anteile an DreamWorks Animation wie ich. Für ihn war dieser Deal sicher hervorragend. Sie sehen: Ich empfinde es keineswegs als unhöflich, wenn Sie mir solche Fragen stellen."

Glückliche Kinder

Bruce Willis, der nun seinerseits sicher hundert mal miterlebt hat, wie Katzenberg welche Fragen nicht beantwortet - er signalisiert in allem höflichen Schweigen eine gewisse Langeweile, so nach dem Motto: Leute, kann es möglich sein, dass wir hier übers Geschäft reden müssen? "Ich liebe diesen Film", sagt er. Und: "Meine Kinder lieben diesen Film." Was er heute interessanterweise, oder einfach weil dazu keine Zeit ist, nicht sagt, aber in vielen Interviews sagt: "Meine Kinder, die viele Filme, die ich gemacht habe, noch nicht sehen dürfen, sind froh, dass ich einen Film für sie gemacht habe!"

Und? Sonst noch Fragen? "Sorry, die Zeit ist um", sagt die Pressebetreuerin. Um sechs am Abend präsentieren Willis und Katzenberg Ab durch die Hecke im Wiener Gartenbau Kino. "Vorher", so Katzenberg höflich, "wollen wir uns die Hofburg und ein paar Museen ansehen." Wie bitte? Es ist drei. Draussen drängelt sich die nächste Großgruppe österreichischer Journalisten. Einer fragt: "Machen die diesen Zirkus jetzt in jedem europäischen Land? Für ,Geschichten' und ,Berichte' wie diesen? Kann man da bitte nicht schleunigst etwas ändern?" "Ab durch die Hecke" (Originalfassung: "Over the Hedge") startet nächste Woche in ganz Österreich. (Claus Philipp/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28. 6. 2006)