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Die echte Venus Williams sitzt vor dem Bild des heiligsten aller Tennisplätze. Hier lässt es sich siegen, sagt sie. "Da fühle ich mich einfach toll."

Foto: AP/ Matthew
London - Die Titelverteidigerin ist zurückgekehrt an die Church Road und sie sprüht vor Tatendrang. "Wenn ich hierher komme, fühle ich mich immer wie eine Siegerin", sagt Venus Williams vor ihrem für Dienstag angesetzten Erstrundenmatch bei den 120. All England Tennis Championships in Wimbledon gegen ihre US-Landsfrau Bethanie Mattek. Wobei sich das Programm ein bisserl ändern kann, denn am Montag hat es immer wieder geregnet, das ist bekanntlich gar nicht so untypisch für Wimbledon. Ein paar Tropfen reichen, und schon wird der Rasen mit einer Plane zugedeckt. Roger Federer, dem als Champion die Ehre gebührte, den Klassiker auf dem Centre Court zu eröffnen, packte die Schläger aus und wieder ein. In seiner Begleitung befand sich Gegner Richard Gasquet. Das Spielchen dauerte bis nach Redaktionsschluss.

Die 26-jährige Williams, deren Körper die Folgen der jahrelangen Beanspruchung kaum noch verkraften kann, hat seit dem Sieg im Vorjahr lediglich 14 Tennispartien absolviert. In der Weltrangliste ist sie auf Platz zwölf abgerutscht, was den ehrenwerten Clubmitgliedern aber wurscht ist, sie reihten sie an die sechste Stelle. Wer dreimal Wimbledon gewinnt, ist allemal toll. "Das ist hier auf jeden Fall ein ganz besonders guter Belag für mich", sagt Williams, "es sieht so aus, als würde mein Spiel hier ein anderes Niveau erreichen. Es ist wie ein Jungbrunnnen."Nach dem Viertelfinal-Aus bei den French Open gegen Nicole Vaidisova war sie zurück nach Florida geflogen, "die Batterien auftanken". Jetzt sei sie gerade fit, behauptet sie.

"Ich habe gelernt, meine Grenzen zu akzeptieren. Ich kann nicht so viel spielen und gesund bleiben", sagt sie. Nicht weniger als acht Turniere musste sie im Vorjahr wegen Knöchel- und Kniebeschwerden absagen. Eine Bauchmuskelverletzung ist chronisch. Ihr ungemein physisches Spiel seit frühester Kindheit fordert seinen Preis.

Dazu kommen die zahlreichen privaten Interessen, die Zeit und Konzentration kosten. Venus schließt in diesem Jahr die Modeschule ab, hat ein Design-Unternehmen und lernt Spanisch. Das "R-Wort"schwirrt deshalb immer um sie, selbst ihr Vater hat schon laut damit spekuliert: Rücktritt. Aber Venus Williams will davon überhaupt noch nichts wissen: "Ich habe noch nie vom Karriereende gesprochen. Schreibt uns Williams-Schwestern nie ab."

Schwester Serena allerdings ist in Wimbledon in diesem Jahr wegen ihrer andauernden Knieprobleme nicht am Start. "Es ist schade, dass Serena nicht hier sein kann. Es ist so viel lustiger mit ihr", sagt Venus, "es wäre cool, wenn wir gemeinsam zurücktreten. Aber im Moment ist das noch weit weg." (DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 27. Juni 2006, red)