Wien – Seinen Weg zum drittreichsten Mann der Welt begann Lakshmi Mittal in bescheidenen Verhältnissen im kleinen Stahlwerk seines Vaters Mohan Mittal in der indischen Provinz Rajastan. Mit spektakulären Zukäufen vor allem in Osteuropa rückte _der 56-jährige „Stahl-Maharadscha“ nach und nach an die Spitze der Branche.

Ab 1976 began Mittal marode Staatsunternehmen billig aufzukaufen und zu sanieren. In der Stahlbranche wurde er Ende der 80er-Jahre bekannt, als er ein Werk im Karibikstaat Trinidad & Tobago übernahm, das eine Million Dollar Verlust pro Tag einfuhr und sich Sanierungsversuchen durch westliche Experten hartnäckig widersetzt hatte. Binnen drei Monaten verdoppelte Mittal die Produktion, nach einem Jahr schrieb die Firma schwarze Zahlen. Es folgten Zukäufe in Mexiko, Kanada, Irland, Kasachstan, Rumänien und den Vereinigten Staaten. In Deutschland sanierte Mittal die Hamburger Stahlwerke und übernahm zwei Standorte von Thyssen im Ruhrgebiet. Durch die Fusion von Mittals Unternehmen Ispat – Sanskrit für „Stahl“ – und dem US-Giganten International Steel Group (ISG) entstand im Oktober 2004 Mittal Steel als weltweite Nummer eins im Stahlgeschäft.

350.000 Flugkilometer

Seine Schmelzen und Walzwerke sind über fünf Kontinente verteilt, jährlich legt Mittal mehr als 350.000 Flugmeilen zurück. Mittal ist der erste Industrielle aus einem Schwellenland, der es zum Herrscher über ein weltweites Firmenimperium gebracht hat. In Indien wird der Magnat, der seit Mitte der Neunziger in London lebt, dafür verehrt. Mittal Steel ist vor allem in Osteuropa und Nordamerika stark. Arcelors Stärken liegen in Westeuropa und Südamerika, vor allem in Brasilien. Mittal beziffert die Synergie_effekte durch den Zusammenschluss auf 1,3 Mrd. Euro, vor allem durch stärkere Marktmacht als Rohstoffkunde und als Händler.

Arcelor war erst im Jahre 2001 aus den Stahlproduzenten Aceralia aus Spanien sowie der luxemburgischen Arbed und Usinor aus Frankreich entstanden.

Der neue fusionierte Konzern aus Mittal und Arcelor ist gemessen am Umsatz mehr als doppelt so groß und gemessen an der Produktion fast viermal so groß wie die Nummer zwei der Stahlwelt, Nippon Steel.

Der japanische Stahlproduzent mit 15.000 Beschäftigten wies für 2005 einen Umsatz von 25 Milliarden Euro und eine Produktion von 33 Mio. Tonnen aus.

120.000 Tonnen

Arcelor und Mittal haben gemeinsam eine Produktionskapazität von 120 Mio. Tonnen, einen Umsatz von 57 Mrd. Euro und einen Marktwert von knapp 37 Mrd. Euro. Etwa 330.000 Menschen arbeiten rund um den Globus für den neuen Weltkonzern, darunter auch mehrere tausend in Deutschland. (Michael Bachner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.6.2006)