Erfurt - "Regionalkrimis erleben seit Ende der 1980er Jahre einen wahren Boom", sagt die Literaturwissenschaftlerin an der Erfurter Universität, Eva Erdmann. Die 42-Jährige widmet dem Phänomen eine Forschungsarbeit und erstellt mit der Professorin Immacolata Amodeo von der Internationalen Universität Bremen einen Krimi-Weltatlas im Internet. Die Karte mit den Literatur-Tatorten dieser Welt wird einmal 1.000 bis 2.000 Einträge umfassen, schätzt Erdmann. Bis 2007 soll sie komplettiert sein.

Kompliziertes ausgespart

"Bei den Regionalkrimis werden komplizierte Verbrechen ausgespart, im Vordergrund steht das Lokalkolorit", erläutert Erdmann. In einer Zeit, in der sich nationale Identitäten auflösten, bediene die Kriminalliteratur landeseigene Stereotypen auf eine folkloristische Art, findet die ausgebildete Romanistin.

Auch Gesellschaftskritik werde transportiert. Henning Mankell etwa räume mit dem Bild einer vermeintlich toleranten schwedischen Gesellschaft auf, die Krimis von Batya Gur stellten die inneren Konflikte in Israel dar. "Die Krimis sind zugleich touristische Lektüre und übernehmen die Funktion von Reiseführern", sagt Erdmann. Italienurlauber erleben in den venezianischen Krimis von Donna Leon nicht nur das Flair der Lagunenstadt, sondern lernen auch italienische Vokabeln. Na, denn. (APA/dpa)