Paris - Der französische Präsident will an seinem selbst in den eigenen Reihen umstrittenen Premierminister Dominique de Villepin festhalten und zehn Monate vor Wahlen die Zügel in den Hand nehmen. Eine Regierungsumbildung "war für den Präsidenten niemals aktuell", verlautete aus dem Elysee-Palast vor einem überraschend für den Abend auf France 2 angesetzten Interview Chiracs.

Das sei auch nicht das Ziel dieser Sendung. Chirac wollte vielmehr auf die Fragen eingehen, die sich stellten, sowie vor der Präsidenten- und Parlamentswahl im Frühjahr 2007 "gewisse Orientierungspunkte setzen und Grundsätze in Erinnerung rufen", hieß es weiter aus dem Umfeld des Staatschefs.

Verbale Entgleisung

Nach sich häufenden Krisen der Regierung Villepin hatte eine verbale Entgleisung des Premiers in der vergangenen Woche den Ruf nach einem Rücktritt auch unter Abgeordneten der Regierungspartei UMP verstärkt. "Der Präsident wird versuchen, Ruhe in sein Lager zu bringen, indem er sein Vertrauen in Villepin bekräftigt", schrieb die konservative Pariser Zeitung "Le Figaro" am Montag. Chirac war in den vergangenen Monaten innenpolitisch nur wenig in Erscheinung getreten und von der Zeitung "Le Monde" als "abwesend" beschrieben worden.

Das Interview kommt überraschend, weil bereits am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, der traditionelle Fernsehauftritt des Präsidenten auf dem Programm steht. Beobachter werteten dies als Zeichen dafür, wie dringlich es für den Staatschef sei, sich handlungsfähig zu zeigen und vor den Wahlen 2007 Akzente für die Regierungspolitik zu setzen. (APA/dpa)