Klaus Bachler: "Wir riechen einfach schlecht."

Wien - Burgtheaterdirektor Klaus Bachler übt in der jüngsten Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Profil" heftige Kritik am Zustand Österreichs. "Dieses Land hat geistig eklatant abgerüstet", so Bachler unter anderem. "Es ist in den vergangenen zehn Jahren auf eine fast schmerzhafte Weise gröber, fantasieloser und unsensibler geworden."

Insgesamt sei Österreich "im Fokus der Welt von einem kommunikativen, offenen, sehr beliebten zu einem dubiosen, reaktionären Land geworden", meinte Bachler. Früher habe er auf Reisen immer gern betont, Österreicher und nicht Deutscher zu sein. Inzwischen würde er es lieber umgekehrt halten. Österreich lebe "vor allem von seiner Nostalgie, aber darunter ist was faul im Staat, und zwar gewaltig. Wir riechen einfach schlecht."

"Gamsbebartetes, lodenbejacktes Provinzfürstenklima"

Kein gutes Haar lässt Bachler an ORF sowie Wirtschaftsvertretern und Kulturverantwortlichen: "In der Chefetage am Küniglberg sitzen heute leidenschaftliche Konformisten, die nur eines im Sinn haben: ihren Job zu erhalten und dem Kanzler zu gefallen. Ganz Österreich will heute dem Kanzler gefallen: Museums-und Operndirektoren, Banken-und Versicherungschefs und die Minister sowieso." Er selbst werde "in die Geschichte eingehen als der einzige Burgtheaterdirektor, der dem Kanzler niemals die Hand geschüttelt hat. Ich will mich diesem gamsbebarteten, lodenbejackten Provinzfürstenklima nicht aussetzen, in dem auf Gutsherrenmanier alles weggedrückt wird, was zu einem Diskurs führen könnte".

Scharfe Kritik übt Bachler auch an Bildungsministerin Elisabeth Gehrer: "In Österreich liegt die einzigartige Situation vor, dass sich das gesamte Bildungswesen in den Händen einer Flöte spielenden Volksschullehrerin befindet, die völlig immun gegen jede Kritik ist und nur auf die Hochrufe ihres Chefs reagiert. So schlittert sie dahin und erntet dafür bestenfalls Schweigen und Schulterzucken." "Ungestraft" könne sie "die Saliera in die 'Kronen Zeitung' halten wie einen Tiroler Suppentopf - die perfekte Metapher übrigens für die geistige Situation dieses Landes: eine einzige Leberknödelsuppe." (APA)