Paris/London - Gegen den europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS ist in Frankreich eine Sammelklage wegen Täuschung seiner Aktionäre eingereicht worden. Die Klage der Vereinigung aktiver Aktionäre (AAA) sei in Zusammenarbeit mit einer Anwaltsvereinigung eingereicht worden, erklärte AAA-Präsident Frederik-Karel Canoy am Sonntag.

Die EADS-Aktionäre seien durch die Finanzkommunikation des Unternehmens getäuscht worden, in deren Folge die Aktie des Unternehmens am 16. Juni um 30 Prozent eingebrochen war. Die Aktionäre hätten dadurch Verluste in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro erlitten. Mit der Klage wollten die Aktionäre ihre Investitionen zurückholen.

Die EADS-Aktie hatte vergangene Woche ein Drittel ihres Werts verloren, nachdem das Unternehmen überraschend Lieferverzögerungen beim Riesen-Airbus A380 bekannt gegeben hatte. Der französische EADS-Chef Noël Forgeard ist seitdem unter Druck geraten, erwogen wird offenbar ein grundlegender Umbau der deutsch-französischen Führungsspitze. Forgeard wird unter anderem vorgeworfen, er habe sich Insiderkenntnisse zunutze gemacht und kurz vor dem Börsensturz seine EADS-Aktienoptionen veräußert. Am Mittwoch muss sich der Franzose den Fragen von französischen Abgeordneten über die Vorgänge bei dem europäischen Vorzeigeunternehmen stellen.

Die britische Wochenzeitung "Observer" schrieb am Sonntag in einem beißenden Kommentar, die gegenwärtige EADS-Krise widerspiegle "die lähmende Packelei im Herzen des französischen Staates". Das Blatt schreibt: "Solange eine kleine Elite in Frankreich die Hebel der Macht kontrolliert, solange die Regierung versucht, die Dinge unter Kontrolle zu halten, solange sie den freien Markt verweigert, bieten Industrie- und Wirtschaftspolitik einen Anlass zum Skandal." (APA)