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A. meint, der Fehler läge nicht beim Gerät. Sondern beim Anwender. Weil man eine gewisse Mindestintelligenz im Umgang mit Technik voraussetzen können müsse. Und dazu gehöre es, ebenjene nicht nach der Lösung von Aufgaben zu beurteilen, die kein normal denkender Mensch einem Gerät stellen würde: Einen Navigationscomputer den Weg ins Nachbarhaus berechnen zu lassen, meint A., sei aber genauso eine hirnrissige Aufgabe. Dafür, meint A., hätten Elektronikingenieure, Raumfahrttechniker und Programmierer nicht getüftelt und gearbeitet.

Obendrein wäre es eine Frechheit, dem Gerät für fehlerfreies, auftragsgemäßes Arbeiten mangelnde Intelligenz zu attestieren: Der Idiot, meint A., sei der, der sich darüber mokiert, dass das Navigationsgerät statt "Geh die zehn Meter gegen die Einbahn zu Fuß" zu sagen, eben eine StVO-konforme Route mit dem Auto von Hausnummer 15 zu Hausnummer 13 berechnet - einen Kilometer, über zwei Hauptverkehrsstraßen und zweimal über den Wienfluss. Der Depp, sagt A., sei der Auftraggeber.

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Ich, und nicht eines der Geräte, hätte also versagt. Jedes der vier Navigationsgeräte vor mir, so A., habe die Aufgabe gelöst. Und dass ich zu blöd sei, bei jenen drei Apparaten, bei denen es möglich sei, von "Auto" auf "Fußgänger" zu schalten, läge ja auch nur an mir: Es gäbe einen Unterschied, zwischen einem DAU (dem "dümmsten anzunehmenden User") und Idiotie. Punkt.

Die Sache mit dem DAU klang aber ganz gut. Schließlich werden Hightech-Geräte in Automagazinen und ähnlichen Foren durchwegs von Experten getestet. Meist sogar noch unter fachkundiger Anleitung. Einschulung inklusive. Und dass ich all das genau nicht wollte, verblüffte dann zunächst auch Herrn Kerzendorfer. In der Hartlauer-Filiale auf der Wiener Mariahilfer Straße wollte Robert Kerzendorfer nämlich genau das tun: vier Navigationsgeräte herborgen - und diese genau erklären -, aber da diese Dinger mittlerweile angeblich alle "selbsterklärend" sind, bekam der Hartlauer-Mann keine Erklärchance. So wie (der DAU ist meist männlich und ein Ignorant) auch die Gebrauchsanweisungen ungelesen blieben.

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Bei drei der vier Kisten machte das aber wirklich nichts: Sonys "NV-U70T" erklärt sich - ebenso wie der Garmin "Streetpilot c510" und der Garmin "Nüvi" - tatsächlich von selbst: einschalten, auf das Finden des Satelliten warten - fertig.

Und wenn Hagenuks "Routefinder 300 EU" die Speicherkarte, ohne die das organizerähnliche Gerät nicht einmal weiß, wie dieser Planet heißt, beim ersten, zweiten oder zehnten (und nicht erst beim zwanzigsten) Einlegen akzeptiert hätte, wäre mit ihm zumindest der Einstieg geglückt. Freilich: Beim Orten der eigenen Wohnung kann es dann - auf einer Dachterrasse, weil innen gar nichts geht - erste Unstimmigkeiten geben: Längen- und Breitengrad wurden exakt angegeben, aber drei hier zusammentreffenden Gassen zugeordnet. Die Seehöhe variierte um 15 Meter. Egal: Bis dato hatte mich die exakte Seehöhe meiner Balkontischoberkante auch nicht interessiert.

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Weil aber wohl kein Mensch für dieses Wissen allein zwischen 380 Euro (Hagenuk) und etwa 600 Euro (Garmin nüvi - aber dieser Prototyp steht erst demnächst in den Regalen) zahlt, galt es, die Geräte "echt" zu testen: Bei Adresssuche- und -eingabe liegen die Garmins und Sony gleichauf: komfortabel wurstfingertauglich, simpel zu bedienen und einfach zu durchschauen.

Hagenuk aber sehnt sich (ganz nach Organizer-Vorbild) nach einer Dateneingabe per (mitgelieferten) Stäbchen - oder aber sehr feinen Fingerspitzen: Wie das in einem (wenn auch verbotener- aber realistischerweise fahrenden) Auto funktionieren soll, ist ein Rätsel.

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In puncto Anzeigemodi, Streckenberechnung und Grafik gibt es keinen Sieger: reine Geschmacksfrage - auch Details (Tankstellen, Hotels, Bankomaten) sind überall leicht und präzise zu finden. Sony punktet allerdings mit der komplettesten und am einfachsten abrufbaren Länge-Breite-Geschwindigkeits-Angabe und der automatischen Anzeige von Einbahnrichtungen (ja, auch im "Fahrrad"-Modus). Dafür stinkt der NV-U70T im verbauten Stadtgebiet ab: Auf dem Mariahilfer-Straße-Gehsteig, auf dem der dicke "Streetpilot" und der dünne "Nüvi" und sogar der günstige Hagenuk noch sehr genau wissen, wo sie sind, verliert das 500-Euro-Gerät alle paar Meter den Kontakt zu allen Satelliten.

Was daheim ziemlich wurscht ist, kann anderswo - wer kauft noch einen Plan? - blöd enden. Schließlich kann der 500-Euro-Sony - im Gegensatz zum Nüvi - weder Phrasen übersetzen, MP3s abspielen, Währungen umrechnen noch sich als detaillierter Reiseführer gerieren.

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Der Busfahrer, der dann unfreiwillig zum Testfahrer (Höchstgeschwindigkeit: 12 km/h) wurde, war froh, als die obergescheit "in 20 Meter rechts abbiegen" quäkenden Garmin-Kisten (Hagenuk war, da zu umständlich, aus der Wertung gefallen, Sony hatte wieder keinen Empfang) endlich aufhörten, ihn vom Dienstweg abbringen zu wollen: Ein Linienbus sei halt kein Taxi, meinte er, seine Route sei vorgegeben.

Und A. setzte nach, dass es wirklich übertrieben wäre zu erwarten, dass ein Navigationsgerät auch die Fahrtrouten öffentlicher Verkehrsmittel kennen (und Buslinien daran erkennen) sollte. Ob mir im Übrigen im Vorbeigehen die neue, wirklich nett aussehende Bar aufgefallen sei? Ich musste passen: Ich war fehlerfrei durch die halbe Stadt gegondelt, hatte dabei aber vor lauter Auf-den-Bildschirm-Schauen von der Welt rund um mich gar nichts mitbekommen. (Der Standard Printausgabe, Rondo, 23. Juni 2006, Thomas Rottenberg)

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