Gefragte Künstler, die von starken Galerien vertreten und in vielen Museen ausgestellt werden, erreichen heute sehr schnell die Hunderttausend-Euro-Grenze. Auch bei der ganz jungen Kunst können die Preise sehr schnell ansteigen, weil es sich um einen globalen Markt handelt und die Werke mit einem Sprung ein großes Käuferpublikum finden. Auffallend ist sicherlich, dass die Kosten für die Produktion von großen Skulpturen und Installationen, wie wir sie auf der ,Art Unlimited' zeigen, enorm gestiegen sind. Die Preise für Kunst, die gerade nicht in aller Munde ist, oder für Mid-Career-Künstler, entwickelt sich dagegen eher langsam.
Keller: Das kann man so sicherlich nicht sagen. Die große Herausforderung für Künstler und auch Galeristen liegt nicht in hohen Preisen, sondern in einem langfristigen Erfolg - die Kunstwelt ist ein gefräßiges Monster, das dauernd etwas Neues sucht.
Keller: Messen funktionieren als Beschleuniger. Aber auch in einigen Ausstellungen, vor allem in Biennalen gilt dieses Hitlistenverfahren. Wir sind auch nicht ganz glücklich über die hohen Preise vor allem für junge Kunst. Aber auf die Preise haben wir keinen Einfluss.
Keller: In den vergangenen Jahren hat der Einfluss der Sammler zugenommen, was damit zusammenhängt, dass der Einfluss des Staates zurückgeht, die Staaten sich ihrer Verantwortung für die zeitgenössische Kunst nicht bewusst sind und zu wenig Geld geben. Durch die hohen Preise am Markt wird das heute vermehrt von Privaten aufgefangen, und die Museen sind auf die Zusammenarbeit mit Privaten angewiesen.
Keller: Es gibt durchaus Sammler, die große Experten in ihrem Bereich der Kunst sind, und einige können es sich leisten, mehr Zeit in Sachen Kunst zu investieren als professionell Tätige. Die können dann zum Beispiel, was Reisen betrifft, fast alle Biennalen sehen.
Keller: Es ist gut, dass Wissen angereichert wird. Solange die Kunstsammler ihre Werke auch an Museen ausleihen, ist das eine positive Entwicklung. Wenn sie ihre Werke im Museum zeigen, sie dann aber wieder weiterverkaufen, der Öffentlichkeit entziehen, ist das bedenklich.
Keller: Den Vergleich hat eine Zeitung geschrieben. Die Art Basel ist ein Handelsplatz, aber auch eine Kulturveranstaltung und der jährliche Treffpunkt der Kunstwelt. Das Kaufen von junger Kunst kann durchaus auch einen spekulativen Charakter haben, aber Kunstkauf ist mehrheitlich nicht Spekulation, sondern Passion.
Keller: Preise werden zwischen Galerist und Künstler besprochen, hängen von Faktoren ab wie Ausstellungsbeteiligungen und Publika- tionen, aber auch, ob die Werke an prominen- ten Orten wie der Art Basel vertreten sind, wie gut sich die Werke verkaufen. Mindestens genauso viel Einfluss haben aber auch die Produktionskosten der Werke, die Qualität und Rarität - das ist eine ziemlich komplexe Sache.
Keller: Hier muss man zwischen Primär- und Sekundärmarkt unterscheiden. Die Galerie, der Primärmarkt, setzt den Preis mit den Künstlern fest, im Sekundärmarkt der Wiederverkäufer können die Preise dann höher sein, denn die Galerien verkaufen nicht an jeden Interessenten - wichtige Sammlungen und Museen werden bevorzugt. Die verantwortungsvollen Galerien bemühen sich um eine kontinuierliche Preissteigerung statt eines rasanten Anstiegs - dem dann auch ein rasanter Fall folgen könnte.
Keller: Rekordpreise sind psychologisch wichtig, der Kunstmarkt ist wie jeder andere Markt auch eine Frage des Vertrauens. Solche Preise sind eine Bestätigung, dass Kunstwerke hohe Preise erzielen können und auch andere Leute bereit sind, diese zu bezahlen.
Keller: Der Umgang mit Kunst unterstützt das gesellschaftliche Ansehen seit Jahrhunderten, Päpste und Könige taten es bereits. In den vergangenen Jahren hat das zugenommen, und es ist positiv, dass die Gesellschaft die Leistungen der Kunst hoch achtet. Kunstsammeln ist aber zunehmend nicht mehr nur eine private Tätigkeit, das Treffen mit Künstlern und Galeristen ist erweitert durch den Austausch von Sammlern untereinander, was die Art Basel Miami Beach unterstützt. Aber man muss natürlich sehen, dass die Treffen nicht zum dominierenden Faktor werden, sondern dass die Kunst im Mittelpunkt steht.
Keller: Unser Selektionsverfahren für die Art Basel wählt diejenigen Galerien aus, welche die interessantesten Künstler vertreten und die bereit sind, deren wichtigste Werke hierher mitzubringen und anzubieten. Wir wählen dabei weit gehend antizyklisch aus, gerade jetzt eben wenig Figürliches.