Liebes Innenministerium, wir wissen, dass unser Land fertig besiedelt ist und auch die letzten Plätze (in Ausländernotquartieren) bereits mehrfach belegt sind. Dennoch die Bitte: Darf der 18-jährige Argentinier Cristian ausnahmsweise noch ein paar Wochen in Österreich bleiben? Sein Uropa war 1898 aus Gramastetten im Mühlviertel nach Argentinien ausgewandert. Er selbst hat jetzt per Schüleraustauschprogramm ein halbes Jahr in Graz verbracht. Er liebt Österreich und möchte mit seiner netten Gastfamilie noch einen Urlaub anschließen. Allerdings läuft sein Visum am 12. Juli ab. Liebes Ministerium, wir wissen wohl, dass die Bestimmungen verschärft wurden und die Order gilt, Austauschschüler nach dem Semester sofort wieder heimzuschicken. Aber wir wollen nicht glauben, dass die einzige Chance auf Aufenthaltsverlängerung für Cristian jene ist, dass seine Eltern ihn in Schwechat abholen. Wenn nun Gastmutter Andrea S. die Haftung für den Schüler übernimmt und für seinen Unterhalt aufkommt, bestünde dann unter Umständen eventuell doch noch die Möglichkeit (. . .)? Damit der Bursche nicht den Glauben an die Heimat seines Uropas verliert. (Daniel Glattauer, DER STANDARD Printausgabe, 24./25.06.2006)