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Um Füße für Stilettos und Flipflops richtig aufzubrezeln, mag manchen der derzeit gehypte "Nude"-Look zu unauffällig sein. Die scharfe Alternative heißt Dunkelrot. Denn auch wenn die Nagellackfashion ebenso Trends unterliegt wie die Mode generell, so sind doch spätestens seit 1994, als Uma Thurman an der Seite von John Travolta barfuß durch den Kultfilm "Pulp Fiction"tanzte, dramatisch dunkel lackierte Finger- und Zehennägel fixer Bestandteil der Farbpalette.

Seit rund 80 Jahren gibt es Nagellack, wie wir ihn heute kennen. Bis es allerdings soweit war, hatte man/frau nur wenige Möglichkeiten, Nägel farblich zu verschönern. Wie so oft in der Kosmetik gingen bereits die sozial hochrangigen Frauen im alten Ägypten als Vorbild voran: Sie färbten Finger- und Zehennägel (nebst anderen Körperpartien) mit Henna. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurden in Europa und Nordamerika Fingernägel kurz gefeilt und mit roten Ölen gefärbt, Lederlappen sorgten für den optimalen Glanz. Die der Enstehung des Nagellackes ist letztendlich der boomenden Autoindustrie zu verdanken, denn bei der Entwicklung von Karosserielacken in den 1920er-Jahren wurde - quasi als Nebenprodukt - auch die ideale Basis für Nagellack gefunden. Filmdiven wie Jean Harlow beschleunigten den Weg der neuen Lacke von den Garagen in die Badezimmer, indem sie den Trend der gleichfärbigen Nagellack-Lippenstiftkombination kreierten.

Apropos Film

Tiefroter Nagellack spielt auch in George Cukors Komödie "Die Frauen"(1939) eine nicht unwesentliche Rolle, denn der für die Handlung wichtige Klatsch wird beim Lackauftragen im Schönheitssalon an Joan Crawford &Co umverteilt.

Seit damals hat sich nicht nur die Qualität der Lacke deutlich verbessert, sondern auch die Art, sie zu tragen: Anfang der 1930er wurden etwa die Halbmonde am Nagelbett von der Lackierung ausgenommen, und von French-Manicure, wie sie heute selbst an den Zehennägeln üblich ist, war ebenso wenig zu denken wie an Strass besetzte Kunstnägel.

Damit Lack möglichst lange auf dem Nagel hält, gibt es natürlich einige wichtige Do's and Don'ts. Lauwarmes Wasser, zum Beispiel, versetzt mit Zitronensaft oder Olivenöl als Fußbad verhilft zu geschmeidigen Nägeln; bevor der Lack auf den Nagel kommt, sollte in jedem Fall ein Tröpfchen Olivenöl einmassiert werden. Für das Auftragen von Unterlack gilt es eine Trockenzeit von etwa fünf bis sieben Minuten einzuberechnen, ehe es an den Farbtiegel geht. Beim Lackauftragen ist ein ruhiges Händchen gefragt. Profis beginnen immer in der Mitte des Nagels und setzen die Striche parallel bis dicht an die Nagelränder. Lackpatzer auf der Haut sollten - sobald die Nägel getrocknet sind - in möglichst heißem Wasser gelöst werden, eine Methode, die dem mit Nagellackentferner getränkten Wattestäbchen vorzuziehen ist.

Dringend abzuraten ist vom Verdünnen eingedickten Nagellacks mit etwas Nagellackentferner: Nicht nur die Farbe, auch der Nagel leidet unter dieser Behandlung. Besser ist es, das Fläschchen immer gut zu verschließen - so kann Nagellack bis zu zwei Jahren halten.

>>>Die Kriterien:

Die Kriterien:

Die Farbdichte nach dem ersten Auftragen, die Trockenzeit und die Nagelverfärbung ohne Unterlack (eigentlich streng verboten, wir wollten es aber dennoch wissen) wurden in diesem Test ebenso kritisch beurteilt wie die Haltbarkeit des Lackes. Ausgiebige Fußbäder gaben den Jurorinnen Aufschluss über allfällige Veränderungen der Farbe durch langen Wasserkontakt.

Durchschnittlich waren ein bis zwei Lackschichten nötig, um zum vollen Farbergebnis zu gelangen, ein einziger Testkandidat benötigte mehrere Schichten. Vorweg zu bemerken ist auch, dass kein Kandidat wirklich schnell komplett trocknet - durchschnittlich müssen schon 15 Minuten Wartezeit einberechnet werden, ehe man sich in Schuhe oder Strümpfe wagt.

Außerdem wurden die Edellacke mit einem Produkt der preisgünstigsten Abteilung verglichen, um herauszufinden, ob es zwischen den Preisklassen überhaupt Unterschiede gibt oder man primär für einen berühmten Namen zahlt.

Die Ergebnisse:

Yves Saint Laurent, Rouge Copyright Nr.03,

10ml um 18,90 ¬ bei Marionnaud

Der kräftig rote YSL-Lack begeistert uns in jeder Hinsicht: Farbdichte und Haltbarkeit, Glanz- und Farbintensität des Siegers sprechen schon nach dem Auftragen von nur einer Schicht für sich. Egal auch, wie lange man die Füße ins Wasser steckt: Mehr als eine Woche bleiben Farbe und Glanz wie am ersten Tag erhalten, ehe der Lack dann doch etwas ermattet. Splitterungen? Für diesen Kandidaten über zwei Wochen lang kein Thema. No problem auch das Ablackieren. Einziges Manko ist die Länge der Komplettrockenzeit: unter 20 Minuten geht hier gar nix. 9,5 Punkte
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Estée Lauder, BlackWine Nr. 03,

9 ml um 17,50 ¬ bei Marionnaud

Mit einer unterdurchschnittlich kurzen Trockenzeit von nur acht Minuten und gleichzeitig einer wunderbar satten Farbe nach nur zwei Lackschichten belegt dieser dunkelrote Testkandidat den glänzenden zweiten Platz. Auch ohne Unterlack gibt es hier keinerlei Verfärbungen, und der Lack übersteht die Testbäder ohne jeglichen Glanzverlust. Auch das Ablackieren ist hier kein Problem. Das einzige, aber nicht zu unterschätzende Minus: Der Lack splittert schon nach vier Tagen unansehnlich von der Zehenspitze. Schade. 9,0 Punkte

weitere Ergebnisse Lancaster, Brilliant Glamour Nr. 106,

10 ml um 18,90 ¬ bei Marionnaud

Auch dieser tiefrote Kandidat hat es bei unserer Jury aufs Stockerl geschafft - dank intensiver Farbe nach nur einer Lackschicht und guter Haltbarkeit von sieben Tagen ohne jegliche Ermattung. Wer allerdings barfuß mit frisch lackierten Nägeln in einen geschlossenen Schuh schlüpfen will, muss sich in Geduld üben: Brilliant Glamour verlangt für eine Kompletttrocknung doch mehr als fünfzehn Minuten. Auch ohne Unterlack kommt es zu keinerlei Verfärbungen, ehe der Lack nach fast zwei Wochen erste feine Absplitterungen zeigt. Die Haltbarkeit zeigt sich leider auch beim Entfernen: Einmal aufgetragen ist dieser Lack kaum wieder runterzubekommen. 8,7 Punkte

Chanel, Rouge Noir Nr. 18,

13 ml um 20,50 ¬ bei Marionnaud

Der Dunkelste aller getesteten Luxus-Lacke begeistert die Jury mit seiner üppig schwarzroten Farbe mit nur zwei dünnen Lackschichten. Die dadurch bedingte kurze Trockenzeit von nur sechs Minuten wird ebenso positiv bewertet wie die gute Haltbarkeit (durchschnittlich sechs Tage) ohne Absplitterungen. Leider zeigt dieser Kandidat aber nach den Testfußbädern kaum noch Glanz. Das Ablackieren ist dank der dünnen Lackschicht alles andere als schwierig. Bei Chanel sollte man aber nie auf Unterlack verzichten! 8,2 Punkte

Givenchy, Fatal Plum Nr. 120,

5,5ml um 15,90 ¬ bei Marionnaud

Dieser Lack mit Metallic-Akzenten kann mit einer Trockenzeit von knapp acht Minuten und fabelhaftem Glanz punkten. Dafür hat er seine unübersehbaren Schwächen in den Bereichen Haltbarkeit und Farbdichte: Hier kommt man nicht mit weniger als drei Farbschichten aus. Die Jury vermutet die Schuld für die geringe Haltbarkeit - erste Absplitterungen nach nur drei Tagen - bei den Metallicanteilen. Trotz der vielen Farbschichten geht das Ablackieren hier sehr leicht von der Hand. 7,3 Punkte

iq express Nr. 5359,

9ml um 4,99 ¬ bei Bipa

Der Pirat der Bipa-Eigenmarke kann sich gegen die versammelte Upperclass nicht durchsetzen, auch wenn die kräftig dunkelrote Farbe die Jury auf den ersten Blick begeistert. Zwei Tage Haltbarkeit sind definitiv inakzeptabel, der Lack wirkt auch bei drei Schichten rasch verkratzt und splittert schnell ab. Die Nagelverfärbungen bei Verwendung ohne Unterlack fallen da kaum noch ins Gewicht, im Gegensatz zu der ausgedehnten Trockenzeit von bis zu 30 Minuten. Einziger Pluspunkt ist neben der sehr ansprechenden Farbe der Preis.3,2 Punkte (Der Standard, Printausgabe 24./25.6.2006)

*) Jeder Artikel spiegelt die ganz persönlichen Erfahrungen der AutorInnen wider.