Sofia - "Ich habe vier Jahre lang die Reisekosten über die ganze Welt für seine Minister bezahlt. Und am Ende, als es um die wirkliche Sache ging, hat er uns gelumpt", beklagte sich der italienische Geschäftsmann Pierpaolo Cerani am 21. Februar 2006 über den ehemaligen Premier Bulgariens, Simeon Sakskoburgotski, bei dessen Cousin Viktor Emanuel von Savoyen. Dies geht zumindest aus den in der bulgarischen Zeitung Standartveröffentlichten Telefonprotokollen hervor.

Die abgehörten Telefongespräche zwischen Viktor Emanuel und Cerani, die zur Verhaftung des Prinzen in Italien geführt haben, bringen nun die bulgarische Regierung - Cousin Sakskoburgotski ist im-merhin Vorsitzender der mit-regierenden Nationalen Be-wegung - unter Druck.

Die Vermutung: Sakskoburgotski soll versucht haben, Viktor Emanuel und Cerani dabei zu helfen, Millionenaufträge in Bulgarien zu bekommen. Dafür sollen die beiden den Wahlkampf Sakskoburgotskis großzügig unterstützt haben. Der Ex-Premier wies die Vorwürfe zurück, musste aber einräumen, dass er mit dem Privatjet Ceranis in die Mailänder Skala geflogen ist und dass er mit Cerani über ein bislang erfolgloses Projekt für ein Kinderspital in Sofia gesprochen hat.

Die Telefongespräche zwischen Cerani und Viktor Emanuel weisen darauf hin, dass die Geschäftspartner auf den ehemaligen Premier zuletzt nicht mehr allzu gut zu sprechen waren: So soll Viktor Emmanuel gesagt haben: "Lasst ihm das Genick brechen."Cerani später: "Ich gab ihm das Geld und das Geld wegen der Wahlen. (...) Du erinnerst Dich, ich bin dorthin gegangen, um ihm das Geld zu geben, und er nahm es."

Die Opposition in Sofia forderte Premier Sergej Stanischev dazu auf, die Minister von Sakskoburgotskis Nationaler Bewegung, die in den Skandal verwickelt sein könnten, zu entlassen. Stanischev zeigte sich besorgt, der Skandal könne dem Image des Landes schaden. Bulgarien wurde von der EU wiederholt wegen ineffizienter Anti-Korruptions-Maßnahmen gerügt.

Bulgariens Generalstaatsanwalt Boris Weltschev sagte nun, es könne sein, dass ein Dossier über die undurchsichtige Finanzierung des Kinderspitals von seinem Vorgänger absichtlich schubladisiert worden sei. Der Vorgänger, Nikola Filtschev, war viermal zur Zeugenaussage nicht im Gericht erschienen. Kürzlich wurde er als Botschafter nach Kasachstan gesandt. (awö/DER STANDARD, Printausgabe, 24./25. Juni 2006)