Wien - Die Gerüchtelage rund um den Ablauf der Hausdurchsuchungen, die Polizei und Staatsanwaltschaft bei den Bawag-Inolvierten (von Helmut Elsner und Fritz Verzetnitsch abwärts) durchgeführt haben ist dicht. Der Ex-ÖGB-Chef habe die Beschlagnahme seiner Tagebücher mit Körpereinsatz verhindern wollen, heißt es - "absolut falsch", sagen Polizisten.

Allerdings wurden die in Schulheften notierten Erinnerungen versiegelt und bei Gericht hinterlegt; das sieht die Strafprozessordnung so vor, wenn sich der Betroffene gegen die Beschlagnahme äußert. Jetzt muss die Ratskammer des Gerichts entscheiden, ob es zu einer "Entsiegelung"in Anwesenheit von Untersuchungsrichter, Betroffenem und Staatsanwalt kommt, oder die Unterlagen (mangels Bedeutung fürs Verfahren) zurückgegeben werden.

Rege Ausfuhrtätigkeit

Sonst liefen die Durchsuchungen "recht ruhig ab", berichten Ermittler - erstaunlicherweise fanden sie bei einem der Bawag-Chefs die interessanten Unterlagen in Kisten verpackt. "Vielleicht noch vom Herbeischaffen der Dokumete", ätzt einer. Aus der Bank war zuletzt oft zu hören gewesen, dass bei manchen der Ende April gegangenen Bawag-Chefs eine rege Ausfuhrtätigkeit von Unterlagen aus den Büros festzustellen war.

Die Prüfer der Notenbank haben sich bei ihrer Recherche auf die Arbeit des Restrukturierungsteams der Bank gestützt, "an Originalunterlagen standen nur Vorstands- und Aufsichtsratsprotokolle zu Verfügung", schreiben sie.

Schlaff akzeptiert

Einer, der darin vorkommt, ist der Wiener Unternehmer Martin Schlaff. Er sei von den Bawag-Chefs "gebeten worden, bestimmte Transaktionen über Firmen in seinem Einflussbereich durchzuführen", habe das abgelehnt und andere Firmen genannt. Der Sprecher der Schlaff-Gruppe, Michael Fink, bestätigt das: "Schlaff wurde gefragt und hat das Ansinnen abgelehnt." Ob er andere Gesellschaften empfohlen habe? Fink: "Wir kommentieren Verfahren anderer nicht." Warum Bawag-Kunde Schlaff überhaupt in die Nähe der Causa und den Prüfbericht geraten sei? Das erklärt sein Sprecher so: "Als Kunde einer gewissen Größenordnung einer Bank, die in so einem Verfahren steckt, muss man das akzeptieren." (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.6.2006)