Montreal/Berlin - Die kanadische Regierung hat Deutschland zur Festnahme des Teheraner Generalstaatsanwalts Said Mortazawi aufgefordert. Zur Begründung verwies der kanadische Ministerpräsident Stephen Harper am Donnerstag in Radio Canada auf Mortazawis Verwicklung in den Tod der iranisch-kanadischen Foto-Journalistin Zahra Kazemi. Das kanadische Außenministerium habe den Antrag mit einem mutmaßlichen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" begründet, fügte Harper hinzu. Eine Sprecherin des Justizministeriums in Berlin sagte dazu am Freitag, es lägen weder ein Haftbefehl noch ein Auslieferungsbegehren vor.

Tod durch Schläge

Kanada hatte sich am Mittwoch "entrüstet" darüber gezeigt, dass Mortazawi als Mitglied der iranischen Delegatin an der ersten Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf teilnahm. Die Journalistin Kazemi war am 23. Juni 2003 festgenommen worden, als sie vor einem Gefängnis in Teheran Fotos machte. Sie wurde am 10. Juli desselben Jahres tot aufgefunden. Kazemi starb an Hirnblutungen infolge von Schlägen. Die kanadische Regierung wirft Mortazawi vor, die Festnahme der Journalistin angeordnet und anschließend Dokumente gefälscht zu haben, um "seine Verwicklung in diese Affäre zu verschleiern".

Der Antrag sei an die Bundesregierung in Berlin gerichtet worden, weil Mortazawi auf dem Rückweg nach Teheran in Frankfurt am Main zwischenlande, sagte ein Sprecher des kanadischen Außenministeriums. Er wollte nicht erläutern, warum die Schweizer Behörden nicht um Amtshilfe gebeten wurden.

Nicht mit Berlin abgestimmt

Die Sprecherin des Justizministeriums konnte den Flug über Deutschland nicht bestätigen. Die Reisepläne der iranischen Seite seien nicht mit Berlin abgestimmt. Außenamtssprecher Martin Jäger sagte, es sei damit zu rechnen, dass Mortazawi im Transit über Frankfurt fliege. Ob er dies bereits getan habe oder noch tun werde oder einen anderen Weg wähle, sei dem Auswärtigen Amt nicht bekannt. (APA)