Reaktionen auf "Stillstand" ...
Klischats Erzählung zeichnet das Bild eines Arbeitslosen, der wieder Anschluss an die Gesellschaft sucht, während ihn zwei seiner Ex-Straßenkumpane sozusagen wieder mit nach unten ziehen wollen. Er stellt sich bei einer Spedition vor, die ihn - natürlich - nicht nimmt. Ursula März nannte den Text eine "aufregende Expedition", es sei nur schade, dass die Geschichte "tonlos" ausgefallen. Martin Ebel freute sich darüber, dass die Literatur der Arbeitswelt "wieder da ist".
Klaus Nüchtern fand die Geschichte an sich schlüssig, bemängelte aber formale Schwächen, speziell bei der Präsentation der Nebenfiguren. Karl Corino sah zum Einen schöne Bilder, zum Anderen fehle dem Text aber ein wenig das Wagnis. Juryvorsitzende Iris Radisch stellte die "ketzerische Frage", wie sie es nannte: "Warum ist das eigentlich Literatur?" Ihrer Ansicht nach wäre jede "Spiegel"-Reportage über die gleiche Situation besser, die Geschichte sei ihr "zu matt". Heinrich Detering verteidigte seinen Schützling, Klischat habe "streng dokumentarisch erzählt" und den Text ganz genau durchkomponiert.
... und "Nachtschwimmen"
Melles Text "Nachtschwimmen" beschreibt die Situation in einem Sommer-Studiencamp, seine Hauptfigur ist eine Studentin. Ost- und Westdeutsche treffen aufeinander, die Geschichte endet damit, dass die Protagonistin und ihre Kollegin einen Kommilitonen beinahe ertränken und sich anschließend gegenseitig unter Wasser drücken.
Detering war glattweg "begeistert", der Geschichte gelinge es, mindestens ein großes Drama zu erzählen, ohne ins Schwanken zu kommen. Daniela Strigl konterte: "Bei mir hüpft da gar nichts." Es sei ein banales Sujet, filmisch erzählt, die "stilistische Hochschaubahn" störe sie, die Sprache sei "auffrisiert wie ein Motor", der Autor wolle "Eindruck schinden". Nüchtern konstatierte ein "ganz gewaltiges Schwanken", in dem Text hätte ein Lektor "alle Hände voll zu tun". Karl Corino hielt dagegen, die Situation zwischen "Ossis und Wessis" sei sehr subtil gemacht, stellenweise entgleise aber doch die Metaphorik.