Vertrauen der Kunden ins Online-Banking erschüttern
Die Herangehensweise der Betrüger "ist dazu getan, das Vertrauen der Kunden ins Online-Banking zu erschüttern", stellte Richterin Minou Factor fest. Zunächst wurden Computerviren - so genannte Trojaner - verbreitet, die von keinem gängigen Antivirenprogramm als Schädlinge erkannt wurden und sich so auf den Festplatten vieler Benutzer fest setzen konnten.
"Abgesaugt"
Die Trojaner wurden zur ernsthaften Gefahr, sobald die von verseuchten Computern Betroffenen Online-Bankgeschäfte durchführten: Wenn die Kunden den erforderlichen TAN-Code eingaben, um die Transaktion abzuschließen, blockierte der Virus das Programm. Der TAN-Code und die dazu gehörigen Kundendaten wurden "abgesaugt", im Nu wurde eine Überweisung von bis zu 10.000 Euro auf ein fremdes Konto durchgeführt.
Raffinierterweise
Dabei bedienten sich die Betrüger raffinierterweise nicht eigener Zielkonten, sondern griffen auf Personen zurück, die man ebenfalls via Internet ausfindig gemacht hatte. Per E-Mail erhielten willkürlich ausgesuchte User ein "verlockendes Angebot" einer angeblich seriösen Firma: Sie müssten nur ihr Girokonto zur Verfügung stellen und auf diesem aus redlichen Geschäften stammende Beträge "zwischenparken". Ein "Finanzexperte" werde sich anschließend mit ihnen in Verbindung setzen, gaben die Betrüger vor.
Abgebot
Mehrere Personen in Wien und Niederösterreich gingen auf dieses Angebot ein, "obwohl eigentlich jedem klar sein müsste, dass man sich da zum Komplizen von Ganoven macht und Geldwäsche betreibt", wie ein Vertreter eines betroffenen Geldinstituts im Gespräch mit der APA darlegte. Der "Finanzexperte", der sich mit diesen Leuten traf und sie entweder aufforderte, das Geld über Western Union an ein unbekanntes Konto zu überweisen oder es gegen eine entsprechende Quittung selbst kassierte, war ein 34-jähriger Kraftfahrer aus Kasachstan, der daheim 250 Euro im Monat verdient.
"Mir wurde erst im Gefängnis bewusst, auf was ich mich da eingelassen habe"
"Mir wurde erst im Gefängnis bewusst, auf was ich mich da eingelassen habe", zeigte der Mann vor dem Schöffensenat Schuldeinsicht. Von Mitte Jänner bis 10. Februar 2006 hatte er sich mit mehreren "Geldwäschern" getroffen, um nicht weniger als 101.764 Euro einzustreifen. Als die Handschellen klickten, fand man in seinen Unterlagen eine penible Buchführung über seine Geschäfte zwischen Wien, Hamburg und Berlin. Er gab zu, innerhalb weniger Woche 80.000 Euro persönlich kassiert und gegen eine Provision an die übergeordneten Hintermänner weiter geleitet zu haben, die - wie in derartigen Fällen üblich - für die Justiz nicht greifbar sind.
Betrug