Köln - Ex-Weltmeister Frankreich steht bei der Fußball-WM in Deutschland mit dem Rücken zur Wand. Vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Togo (Freitag, 21:00 Uhr) hilft dem Champion von 1998 nur ein Sieg mit zumindest zwei Toren Unterschied, um den Achtelfinal-Einzug aus eigener Kraft sicherzustellen. Zwar gibt man sich im Lager der "Bleus", die beim 1:1 gegen Südkorea das erste WM-Tor seit dem Finalsieg von vor acht Jahren erzielt hatten, optimistisch, jedoch sitzt Henry & Co die Blamage von 2002 noch immer im Nacken.

In Südkorea/Japan verabschiedeten sich die Franzosen sieglos schon in der Vorrunde, auch 2004 sind beängstigende Parallelen zum blamablen Out des damaligen Titelverteidigers erkennbar. Wie vor vier Jahren braucht die "Grande Nation" nach dem 0:0 gegen die Schweiz und dem Remis gegen die Asiaten nun im abschließenden Match der Gruppe G dringend ein Erfolgserlebnis. Ob sich dieses einstellen wird, bleibt abzuwarten, präsentierte sich das Team doch wie 2002 eher als Ansammlung von Individuen denn als eingespielte Einheit.

"Auch große Mannschaften wie Italien oder Deutschland sind in der Vergangenheit schlecht gestartet und hatten dann einen Run. Wir müssen einfach an uns selbst glauben", beruhigte Stürmerstar Thierry Henry, Torschütze gegen Südkorea, die enttäuschten Fans. Insgeheim zittert jedoch ganz Frankreich vor einem torlosen Remis im Parallelspiel Schweiz - Südkorea. In diesem Fall wäre auch ein 2:1-Sieg für den Fix-Aufstieg zu wenig, das Los müsste dann im Duell mit Südkorea über den zweiten Gruppenplatz und damit den Achtelfinal-Einzug entscheiden.

Der in seiner Heimat scharf kritisierte Teamchef Raymond Domenech ließ sich bei der Aufstellung nicht in die Karten blicken, französische Medien erwarten jedoch mit David Trezeguet einen zweiten Stürmer an der Seite von Henry. Ein Spieler der auf französischer Seite sicher nicht auflaufen wird, ist Altstar Zinedine Zidane. Der nach seiner zweiten Gelben Karte gesperrte Regisseur, der in Deutschland seiner Form bisher vergeblich nachrannte, muss an seinem 34. Geburtstag von der Bank aus auf einen Sieg hoffen.

Im Falle von Frankreichs WM-Out müsste der zukünftige "Pensionist" Zidane seine glanzvolle Karriere am Tiefpunkt beenden. "Er wird nicht dabei sein, und aus. In dieser Phase können wir uns keine Gefühle erlauben", meinte Torhüter Barthez. Zidanes Kapitänsschleife übernimmt mit Patrick Vieria ein weiteres Geburtstagskind. Lilian Thuram wird mit seinem 117. Teameinsatz zum alleinigen Rekordhalter, bis Freitag muss er sich die Länderspiel-Bestmarke noch mit Marcel Desailly teilen.

Beim WM-Debütanten Togo klammert man sich vor dem Spiel gegen die Ex-Kolonialmacht an die mannschaftliche Stärke. "Es ist immer ein spezielles Gefühl, wenn eine afrikanische Mannschaft gegen Frankreich antritt. Die Franzosen haben sicher gute Spieler, aber sie sind kein Team", meinte Stürmer Mohamed Kader. Sein Trainer Otto Pfister geht "ohne Furcht" in das letzte Spiel der Afrikaner in Deutschland.

"Wir wissen: Frankreich wird uns von links, von rechts, von überall attackieren. Aber ich glaube, dass wir die Möglichkeiten haben, sie zu stoppen und ein gutes Resultat abzuliefern", war der Deutsche von seiner Mannschaft überzeugt. Nach Niederlagen gegen Südkorea (1:2) und die Schweiz (0:2) hofft Togo, das im Laufe des WM-Turniers mehr durch den Prämienstreit als durch Siege aufgefallen ist, auf den ersten WM-Punkt.(APA/Reuters/AFP)

  • TOGO - FRANKREICH (Kölner Stadion, 21 Uhr, Schiedsrichter Jorge Larrionda/Uruguay):

    Togo: 16 Agassa - 5 Tchangai, 2 Nibombe, 3 Abalo, 13 Forson - 9 Dossevi, 6 Aziawonou, 8 Agboh, 10 Toure-Maman - 4 Adebayor, 17 Kader Es fehlen: Romao (gesperrt), Assemoassa (verletzt)

    Frankreich: 16 Barthez - 19 Sagnol, 15 Thuram, 5 Gallas, 13 Silvestre - 11 Wiltord, 4 Vieira, 6 Makelele, 7 Malouda - 12 Henry, 20 Trezeguet Es fehlen: Zidane, Abidal (beide gesperrt)