Wien - Zwei Segelflieger, die sich im Bereich der Hohen Wand von der Thermik treiben ließen und ein Tscheche, der gleich zwei Mal versuchte, mit seiner Privatmaschine ohne Umweg durch den gesperrten Luftraum rund um Wien an die Adria zu gelangen - das waren die beiden ersten Bundesheereinsätze der Luftraumüberwachung während des Bush-Besuchs in Wien. Insgesamt waren fast 1.000 Soldaten für die "himmlische Sicherheit" des US-Präsidenten zuständig.

Bedrohungsfeld

Vom Modellflieger über Paragleiter und Ballonfahrer bis zur entführten Verkehrsmaschine - das potenzielle Bedrohungsfeld wurde vom ÖBH recht weit gefasst. Gerade kleinere Objekte könnten eventuell durch die Maschen des Systems schlüpfen - so wurden für den Bush-Besuch zahlreiche kleinere Radarstationen rund um sowie in Wien selbst stationiert. Innerhalb der Restricted Area in einem Umkreis von etwa 70 km konnten damit gerade noch Tauben unbehelligt vom Beserlpark zurück auf den Dachfirst flattern.

Sperrzone

Rund um die Hofburg galt eine totale Sperrzone, in der nur Maschinen des Innenministeriums und des Bundesheers unterwegs sein durften. Während außerhalb normale Verkehrsflugzeuge die Restricted Area natürlich passieren konnten, mussten alle anderen "UFOs" damit rechnen, gestellt, identifiziert und im schlimmsten Fall zur Landung gezwungen zu werden. Den Tschechen ließ man zwar nach Westen abdrehen, schoss aber ein hübsches Foto, das der Anzeige beigelegt wird, die den Privatflieger zu Hause erwarten wird.

Worst Case Thinking"

Neben derart unspektakulären Vorkommnissen beschäftigt sich unser Militär aber naturgemäß mit dem "Worst Case Thinking": Eine Cessna, die in den untersagten Luftraum eindringt und den wohl recht waghalsigen Versuch unternimmt, einen Abfangjäger zu rammen, würde von diesem quasi in "Notwehr" abgeschossen, erläuterte Verteidigungsminister Günther Platter (V) bei einem Hintergrundgespräch. Eben dieses Schicksal wäre einer unbemannten Drohne und einem Selbstmordflieger gewiss, die es etwa auf einen Staatsgast abgesehen hätten.

Sekundenschnelle

Bei einem entführten Passagierflugzeug wäre dies "sehr schwierig zu entscheiden", gestand der Politiker ein. Hier müsste man nach Verhältnismäßigkeit in Sekundenschnelle abwägen, ob dem zuständigen Piloten oder Geschützführer der Waffengebrauch freigegeben wird. Ob tatsächlich gefeuert wird, das liegt danach im alleinigen Ermessens des Soldaten.

Die eigentlichen Kosten der Luftraumüberwachung - ob nun für Bush, den EULAG-Gipfel oder andere hochrangige Staatsbesuche - beschränken sich auf die budgetierten Überstunden. Der eigentliche Einsatz ersetze Übungen und seien besser als jedes Training. (APA)