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"Sauer macht lustig", sagte der Wald und lachte sich tot (Naturschützerweisheit): Wenn es nicht bald regnet, droht in Teilen Europas eine Dürre.

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Paris - Die Touristen braten am Strand, ziehen ihre Bahnen im hoteleigenen Swimmingpool und schlagen auf gepflegtem Grün ihre Golfbälle: Alle freuen sich an der sengenden Sonne.

Alle? Nein, nicht alle: Europas Bauern von Portugal bis zu den griechischen Inseln, vom letzten Zipfel in Italien bis nach Großbritannien, würden sich derzeit wohl anderes Wetter wünschen. Nicht nur die Arbeit bei hohen Temperaturen treibt den Landwirten Schweißperlen auf die Stirn: Es ist vor allem der ausbleibende Regen, der ihre Erträge wieder dramatisch schrumpfen lässt. Das dritte Jahr in Folge sind weite Teile Europas einer Hitze- und dadurch hervorgerufenen Dürreperiode ausgesetzt. Einem halben Dutzend Ländern droht eine ernste Wasserknappheit.

Die Dürre aus dem Jahr 2003 ist noch nicht vergessen. Tausende vor allem alte und kranke Menschen starben damals infolge der großen Hitze. Die Wirtschaft erlitt nach Angaben der EU-Kommission in diesem Jahr Einbußen von mehr als zwölf Milliarden Euro. Seitdem verging kein Sommer, in dem nicht neue Meldungen über Waldbrände, Wasserknappheit oder Hitzewellen auftauchten.

In Südspanien, das sich seit den Achtzigerjahren zu einem riesigen Obst- und Gemüseanbaugebiet entwickelt hatte und zugleich immer mehr Touristen anzieht, sind die Wasserreserven in diesem Sommer so gering wie seit zehn Jahren nicht mehr. Nach der Dürre des vergangenen Jahres konnten sich die Reservoirs und das Grundwasser noch nicht erholen - 2005 herrschte in der Region die schwerste Dürre seit dem Beginn von verlässlichen Klimaaufzeichnungen 1947. Auch in Portugal gilt die Rekord- dürre 2005 als die schlimmste seit 60 Jahren.

Die Behörden in Frankreich versuchen seit Monaten, die Menschen für drohende Wasserengpässe zu sensibilisieren. Anfang Juni ließ Landwirtschaftsminister Dominique Busserau das nationale Dürrekomitee wieder aufleben, das die Wasserverfügbarkeit für Bauern überwachen soll. In einigen ländlichen Gegenden westlicher Departements gelten bereits jetzt Nutzungsbeschränkungen.

Und auch in Norditalien ist die Ernte durch die anhaltende Dürre gefährdet. Der italienische Bauernverband CIA befürchtet, dass ein Drittel der Reis-, Getriede und Maisernte ausfallen könnte. Auch auf Sardinien herrscht in diesem Jahr großer Wassermangel.

Einige Regionen Europas waren bis April ebenfalls eine nahezu regenfreie Zone - bis dann vier Wochen lang vor allem in Polen und in den Baltenrepubliken Estland, Lettland und Litauen Dauerregen einsetzte. (AFP, ja, DER STANDARD - Printausgabe, 22. Juni 2006)