Venedig - Nach mehrjährigem Trübsal herrscht in der italienischen Möbelbranche erstmals wieder ein verbessertes Vertrauensklima. "Die Stimmung ist so gut, wie seit Jahren nicht" meinte der Präsident des italienischen Möbelfachverbandes, Roberto Snaidero, zum Standard . Die Exporte sind in den ersten Monaten dieses Jahres um sieben Prozent gestiegen, auch der Inlandsverbrauch hat zugenommen.

Nicht nur die neuen Märkte, wie etwa Russland und China, sondern auch Traditionsmärkte, wie Deutschland und Österreich, ordern neuerdings wieder kräftig Möbel "made in Italy". Österreich hat bereits im vergangenen Jahr seine Möbeleinfuhren aus Italien um zwei Prozent erhöht und zählte gemeinsam mit Spanien zu den wenigen EU-Ländern, die bereits 2005 bei ihren Importen aus Italien zulegten.

Rohstoffe aus Österreich

Österreich ist aber nicht nur ein wichtiger Abnehmer von italienischen Möbeln, sondern versorgt auch die italienische Möbelbranche mit ihrem wichtigstem Rohstoff, mit Holz. "Der bilaterale Handel floriert" so der aus Friaul stammende Küchenmöbelhersteller Snaidero.

Die Apenninenhalbinsel zählt mit Ausfuhren von elf Mrd. Euro, wovon acht Mrd. Euro in den EU-Raum gehen, zu den weltweit wichtigsten Möbellieferanten. 36.000 Unternehmen mit 232.000 Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz von 22 Mrd. Euro bauen hier Möbel. Die fragmentierte Produktionsstruktur zählt zweifellos zu den Schwachstellen der Branche. In letzter Zeit ist ein verstärkter Trend zu verzeichnen, dass Private Equity Gesellschaften die Möbelunternehmen akquirieren.

So hat etwa der von Fiat Präsident Luca di Montezemolo gegründete Investmentfonds Charme die Kultfirma Poltrona Frau, Casini, aber auch Thonet-Möbeln aus Österreich übernommen. Gleichzeitig hat der vom Schmuckhersteller Bulgari kontrollierte Investmentfonds Opera den Möbelbauer B&B erworben.

"Unser größtes Problem heißt China. Die Chinesen haben nicht den geringsten Respekt vor dem geistigen Eigentum. Es sind nicht so sehr die Lohnkosten, sondern es ist das Nicht-Beachten von Regeln was den Konkurrenzkampf erschwert" kritisierte Snaidero. (Thesy Kness-Bastaroli, Venedig, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.6.2006)