Bild nicht mehr verfügbar.

Jahrzehnte lang unauffindbar, war "Herbstsonne" 2005 von Christie's-Experten wieder entdeckt worden

Foto: APA/EPA/Daniel Hambury

Nach Klimts "Goldener Adele" gedachte Ronald S. Lauder auch Schieles "Herbstsonne II" zu erwerben. Doch das Gemälde aus 1914 ging um 17,2 Millionen Euro an jemanden anderen.

New York – Im Mai bekam er Egon Schieles Stadt im Grünen (Die alte Stadt III) von der Familie Manley für seine Neue Galerie in New York geschenkt. Dann erwarb er Gustav Klimts Goldene Adele für 135 Millionen Dollar.

Und doch dürfte auf Ronald S. Lauders Wunschzettel noch einiges notiert sein. Versuchte er doch, am Abend des 20. Juni bei Christie's in New York Egon Schieles Herbstsonne II/ Welke Sonnenblumen zu ersteigern. Er blieb aber mit zehn Millionen Pfund der Unterbieter. Erst bei 10,5 Millionen Pfund (17,2 Millionen Euro) wechselte das Werk in anonymen Privatbesitz.

Das 60 Jahre lang verschollene und nun von Christian Rumbler, Chef von Christie's Deutschland, entdeckte, 1914 gemalte Werk war das Highlight des Evening Sales in der Sparte Impressionist & Modern Art mit Schwerpunkt deutscher und österreichischer Kunst. Das auf privatem Wege an die Erben nach Karl Grünwald restituierte Gemälde führt die Liste der Top-Ten- Zuschläge an.

Aus der weiteren Egon- Schiele-Offerte bediente sich die europäische (75 Prozent) und amerikanische (24 Prozent) Klientel nur zögerlich. Fünf von neun weiters angebotenen Blättern blieben unverkauft, darunter auch das bis vor Kurzem als Langzeitleihgabe im Museum of Modern Art in New York öffentlich zugängliche Moa.

Deutlich über die angesetzten Taxen von 150.000 bis 250.000 Pfund hob man dagegen die gerade einmal 24,6 mal 18 cm große Ansicht des Hafens von Triest, vor Kurzem an die Erben nach Heinrich Rieger vom Landesmuseum Joanneum in Graz zurückgegeben, für das erst bei etwas mehr als einer Million Pfund und damit umgerechnet 1,51 Mio. Euro der Hammer fiel.

Im Verlaufe des Abends notierte man nicht weniger als sechs Weltrekordergebnisse und 28 Zuschläge jenseits der Ein-Million-Pfund-Grenze. Darunter für eine Papierarbeit von Christian Schad, ein Selbstbildnis aus dem Jahr 1935 (254.400 Pfund), oder für einen Josef Dobrovsky. Letzterer überstieg die Erwartungen für sein an die Erben nach Rieger restituiertes Kriegsbild Kampf mit 273.874 Euro bzw. 187.200 Pfund um ein Vielfaches. Die Abschlussbilanz belief sich auf 86,98 Mio. Pfund für 71 verkaufte Positionen, wovon österreichische Kunst mehr als 24 Millionen eintrug.

Nicht toppen konnte man den am Vorabend von Sotheby's vorgelegten neuen Umsatzrekord von 88,7 Millionen Pfund (April 1989: 68,8 Mio. Pfund) für 48 Werke. Den höchsten Zuschlag erteilte man hier für Amedeo Modiglianis 1919 gemaltes Porträt Jeanne Hébturne bei 7,4 Millionen Pfund. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.6.2006)