Berlin - Die Blamage war riesengroß und der Katzenjammer der untröstlichen Fans entlud sich wie so oft am Trainer. Das war so, als das in seiner Gruppe topgesetzte Spanien 1998 in den Gruppenspielen der Fußball-WM "unterging wie die Titanic", wie "Sports" damals titelte. Und das war nicht anders, als Frankreich vier Jahre später als erster Titelverteidiger ohne ein erzieltes Tor quasi kampflos die K.o.-Runde verpasste und wie das gesetzte Argentinien von Hohn und Spott begleitet die Heimreise antrat.

Die "Equipe Tricolore" schwächelt dieser Tage zwar wieder. Doch erstmals seit die WM 1998 auf 32 Mannschaften ausgedehnt wurde, könnten bei der insgesamt 18. Auflage alle acht gesetzten Teams die Gruppenspiele überstehen. Mit Glanz und Gloria gelungen ist das Gastgeber Deutschland und Top-Favorit Argentinien, das vor vier Jahren in der Vorrunde gescheitert war. Schon sicher weiter sind auch England, Brasilien und Spanien, welches die schlimmen Stunden am 24. Juni 1998 in Lens nie vergessen wird. Weil das Aus so bitter war und selbst ein 6:1-Kantersieg gegen Bulgarien nicht gereicht hatte, Nigeria und Paraguay von den Top-Plätzen der Gruppe D zu verdrängen.

Neben Frankreich gibt es noch zwei andere Wackelkandidaten. Mexiko und überraschenderweise auch Italien, das nicht selten als einer der Topfavoriten auf den Titelgewinn am 9. Juli in Berlin gehandelt wurde. Die "Azzurri" boten beim 1:1 gegen die USA ein erschreckendes Bild und konnten auch beim 2:0 gegen Ghana nicht wirklich überzeugen. Dennoch hegen Marcello Lippi und seine Mannen keine Zweifel, das notwendige Unentschieden gegen Tschechien am Donnerstag in Hamburg einzufahren.

Schwieriger könnte es da schon für Mexiko kommen, das zum vierten Mal nacheinander bei der WM ins Achtelfinale einziehen will. Zweimal haben die Mittelamerikaner bisher das Viertelfinale erreicht, aber beide Male (1970 und 1986) im eigenen Land.

Das wohl größte Fragezeichen steht hinter Frankreich. Hat Leipzig den letzten Auftritt des genialen Regisseurs Zinedine Zidane erlebt? Für das dritte Vorrundenspiel am Freitag in Köln gegen das "WM-Skandal-Team" Togo ist der Gelbsünder gesperrt - ausgerechnet an seinem 34. Geburtstag. Doch ungeachtet der schwierigen Lage ist Trainer Raymond Domenech zuversichtlich, dass der notwendige Sieg mit mindestens zwei Toren Differenz gegen den afrikanischen WM-Neuling gelingt.

"Wir werden hier noch Spiele von Zidane erleben", meinte der daheim umstrittene Coach der "Blauen". Dann freilich müssen seine Minimalisten nach dem 0:0 gegen die Schweiz und dem 1:1 gegen Südkorea endlich Torhunger bekommen und ihre Erfolgsquote mindestens verdoppeln. Nur dann behält Domenech recht und die WM-Endrunde geht erstmals seit der Aufstockung mit allen acht Gesetzten in die K.o.-Runde.(APA/dpa)