Waren im Vorjahres-Vergleich 30,7 Billionen US-Dollar an globalem Finanzvermögen im Umlauf, waren es 2005 schon 33,3 Billionen US-Dollar.

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Wien - Vor allem in Lateinamerika, im Nahen Osten sowie im Asien-Pazifikraum wächst die Zahl derer zusehends, die ein Privatvermögen von über einer Million US-Dollar besitzen. Aber immer noch gilt, dass sich an die 60 Prozent des weltweiten Gesamtvermögens von mittlerweile 33,3 Billionen US-Dollar (26,3 Bio. Euro) auf den nordamerikanischen und europäischen Kontinent verteilen.

Österreichs Wohlhabende haben vom guten Osteuropa-Geschäft profitiert und sind auf mittlerweile 67.700 angewachsen, das sind 4.400 mehr als 2004, geht aus dem World Wealth Report 2006 von Capgemini und Merrill Lynch hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde.

Wachtumstreiber Export

Österreichs ausgezeichnetes Abschneiden im Ranking der privaten Vermögenszuwächse 2005 sei vor allem dem hohen Exportwachstum sowie der guten Performance der Aktienmärkte zu verdanken, sagte Gregor Erasim, Sector Manager von Capgemini Österreich/CEE. Das reale BIP-Wachstum habe sich im Vorjahr zwar auf 1,9 Prozent verringert (2004: 2,4 Prozent). Für 2006 werde jedoch wieder eine Besserung erwartet. Grund für den Optimismus bleibt der Wachstumstreiber Export, vor allem nach Südosteuropa und den Nahen Osten. Capgemini zufolge habe sich auch die Reduktion der Körperschaftssteuer von 34 Prozent auf 25 Prozent positiv in der Vermögensentwicklung der "Alteingesessenen" wie auch bei den "Neo-Zugängern" im Millionärs-Club zu Buche geschlagen.

Waren im Vorjahres-Vergleich 30,7 Billionen US-Dollar an globalem Finanzvermögen im Umlauf, waren es 2005 schon 33,3 Billionen US-Dollar (+8,5 Prozent). Dieses soll bis 2010 auf satte 44,6 Billionen US-Dollar steigen. Auch der elitäre Kreis der Wohlhabenden mit einem Finanzvermögen (ohne Immobilien) von über einer Millionen US-Dollar hat sich gegenüber 2004 im Vorjahr um 6,5 Prozent von 8,2 Millionen auf 8,7 Millionen Personen weltweit ausgedehnt. Der Zuwachs der heimischen Finanz-Millionäre hat sich vom restlichen Europa (+4,6 Prozent mehr Millionäre) kräftig abgehoben und lag mit 6,9 Prozent selbst über dem globalen Durchschnitt von Plus 6,5 Prozent.

Reichen werden immer reicher

Global gesehen besitzen weiterhin weniger als ein Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung ein Viertel des gesamten Anlagevermögens weltweit. Davon wiederum besitzt etwa ein Prozent des Geldadels mehr als 30 Millionen US-Dollar an Finanzvermögen. Diese Gruppe ist übrigens auch am stärksten gegenüber dem Vorjahr angewachsen, nämlich um stolze 10,2 Prozent und zählt nun 85.400 in seinen Reihen.

Die USA und Kanada versammeln immer noch weltweit die meisten HNWI's (High Net Worth Individuals), so die Studie (+6,9 Prozent). Südkorea hat mit 21,3 Prozent die höchsten Zuwächse an Neo-Millionären aufzuweisen. Im Vergleich weist Russland eine Wachstumsrate von Plus 17,4 Prozent bei den Wohlhabenden auf. Deutschland habe 2005 weiterhin mit den Auswirkungen der hohen Arbeitslosigkeit und allgemeinen Wirtschaftssituation zu kämpfen gehabt, was sich in einem minimalen Millionärszuwachs von 0,9 Prozent niedergeschlagen habe, heißt es.

In den nächsten Jahren soll es zwar zu einer Verlangsamung beim Anwachsen der Vermögenswerte kommen. Capgemini und Merrill Lynch prognostizieren eine "geschrumpfte" jährliche Rate von sechs Prozent bis 2010. Die Gewinner der nächsten Jahre werden aber wie schon im Vorjahr die rohstoffreichen Gebiete des Nahen Ostens und Lateinamerika sowie am afrikanischen Kontinent Südafrika sein. Hohe Wachstumsraten werden auch für den Asien-Pazifik-Raum vorausgesagt, wobei Japan weiterhin bremsend einwirken dürfte.

Generationenwechsel im Club der Reichen

Die Alterspyramide macht auch nicht vor den Dollar-Millionären Halt: Derzeit sind 61 Prozent des globalen Reichtums in den Händen der 56-Plus-Generation. Die "Alten" stellen dabei mittlerweile nur noch 15 Prozent der Weltbevölkerung. Mit der in den nächsten Jahren zu erwartenden Verjüngung wird auch das vererbte Vermögen höher ausfallen. Laut Capgemini sei bereits jetzt eine steigende Risiko-Neigung bei der Veranlagung von Vermögen ablesbar. Dieser Trend werde in der Zukunft anhalten, hieß es heute, Dienstag, in Wien.

Bis zum Jahr 2053 sollen alleine in den Vereinigten Staaten 41 Billionen US-Dollar (32,6 Bio. Euro) an Vermögen auf die Erben übergehen. Was gerade die Ultra-Reichen dazu treibe, sich um ihr angehäuftes Vermögen Sorgen zu machen, hieß es. Für die Finanzmärkte wird ein verändertes Anlageverhalten prognostiziert, maßgeschneiderten Produkten wie Private Equity aber auch das Stiftungsmodell als Geldanlage könnten davon profitieren.

Anstieg der Risikobereitschaft

Das vor allem nach dem 11. September 2001 und im darauf folgenden Jahr konservative Anlageverhalten habe sich hin zu einer stärkeren Aktienveranlagung gedreht, so die Finanz-Experten. Generell sei die Risikobereitschaft gestiegen, was sich im Trend zu alternativen Investments niedergeschlagen habe. Diese Bereitschaft zu gewagteren Finanzinvestitionen und Veranlagungen werde anhalten. Nicht zuletzt, weil die Dollar-Millionäre nicht nur jünger, sondern auch globaler werden.

Bereits jetzt haben 28 Prozent der Reichen ihren Wohnsitz in mehreren Ländern. Internationale Investments werden von den Erben bevorzugt, das glauben zumindest 83 Prozent der jetzigen Vermögensinhaber über das Verhalten ihrer Kinder. 68 Prozent vermuten, dass diese risikotoleranter sein werden als sie selbst. Der Weg von reiferen zu weniger entwickelten Märkten sei damit vorgezeichnet.

Umschichtung des Kapitals

Die Internationalisierung des Anlagevermögens hat dem World Wealth Report" zufolge bereits eingesetzt. Vor allem US-Investments wurden in den vergangenen zwei Jahren in den Asien-Pazifik-Raum umgeschichtet. Ein Trend, der sich in Europa nicht ablesen lässt: Hier floss noch immer der Großteil der Gelder in den Osten des europäischen Kontinents.

Die österreichischen Erben seien gut beraten, sich in Zukunft die Ukraine und Russland als Expansionsfelder vorzustellen. Diese Regionen versprechen laut den Capgemini-Experten große Wachstums-Chancen und damit Möglichkeiten zur Geldvermehrung. (APA)