Mehr als 28.000 Studierende besuchen eine Fachhochschule in Österreich. Eine einheitliche Vertretung gibt es aber elf Jahre nach der Einführung des Fachhochschulsystems noch immer nicht. Erst Ende der 90er Jahre wurden die ersten Studiengangsvertretungen gebildet, seitdem wird an der Durchsetzung einer bundesweiten FH-Studentenvertretung gearbeitet.

Strukturprobleme

"Es mangelt hauptsächlich an einer einheitlichen Struktur der einzelnen Vertretungen", bringt Samuel Moser, Obmann der Studentenvertretung der FH Hagenberg, im Gespräch mit derStandard.at/Uni das Problem auf den Punkt. Die Studentenvertretungen bestehen üblicherweise aus Jahrgangs-, Studiengangs- und Standortvertretern. Laut Moser unterscheiden sich die Strukturen jedoch unter anderem insofern, als es noch nicht an jeder FH einen Studiengangsvertreter gibt.

Missverständnisse

Dass eine österreichweite Studentenvertretung dringend notwendig ist, zeigt die fehlende Kommunikation mit dem Fachhochschulrat. Von der Änderung des Titels Mag. (FH) auf Mag. hätten Kollegen erst durch die Medien erfahren, berichtet Moser. Weiters würden viele Fachhochschüler nicht wissen, dass die Studentenanwaltschaft sich nicht nur um die Anliegen der Universitätsstudierenden kümmert.

Planung und Workshops

Zwei Versuche, eine bundesweite Vertretung durchzusetzen, hätten die Vorgänger des Studentenvertreters bereits – vergeblich – gestartet. Die derzeitigen Vertreter wollen die Sache deshalb genau durchplanen. Bereits vier österreichweite Treffen haben die Studentenvertreter organisiert, fast alle Fachhochschulen waren dabei vertreten.

In Workshops lernen die einzelnen Studentenvertreter mehr über ihre Verantwortung, Aufgaben und rechtliche Grundlagen. "Unterstützung haben wir dabei von der Österreichischen Hochschülerschaft bekommen", freut sich Moser über die Hilfe. Die Bildungspolitische Referentin Nina Abrahamczik sei an die Fachhochschulvertreter selbst herangetreten.

Interesse der ÖH

"Im Herbst haben wir erfahren, dass es ein Treffen von FH-Studierendenvertretern gibt, darauf haben wir Kontakt mit ihnen aufgenommen", berichtet Abrahamczik. Die ÖH habe großes Interesse daran, Probleme von Studierenden gemeinsam zu lösen. Mittlerweile sind bei den Beratungsterminen der ÖH auch teilweise Fachhochschüler vertreten, "denn die Studierenden auf den Unis und FH’s dürfen sich nicht auseinanderdividieren lassen", betont die Referentin. Die Hochschülerschaft habe den Vertretern unter anderem Servicematerialen und Beratungsbroschüren angeboten, "damit die FH-Vertreter das Rad nicht neu erfinden müssen."

Unterstützung

Auch die Fachhochschulen unterstützen die Absichten ihrer Studenten. "Von unserem Erhalter haben wir nicht nur positives Feedback, sondern auch finanzielle Unterstützung bekommen", sagt Moser, der auch Standortvertreter Hagenbergs ist. Ein großer Schritt wurde erst kürzlich mit der Gründung eines Vereins in Salzburg getroffen: Da man aus Fehlern gelernt hat, soll künftig dieser als Sprachrohr für die Studentenvertretungen dienen. "Der Verein soll eine Brücke zwischen den einzelnen Fachhochschulen sein und die Kommunikation mit dem Fachhochschulrat verbessern", erklärt der Obmann.

Ziele der Vertretung

Die Kommunikation zu verbessern und in die Entscheidungen des Fachhochschulrates einbezogen zu werden ist für Samuel Moser der Grundgedanke einer bundesweiten Vertretung. "Außerdem wollen wir Klarheit über rechtliche Situationen der Studierenden schaffen", nennt Moser als weiteres Ziel. "Es gibt viele bildungspolitische Themen, an denen wir gemeinsam arbeiten können", sagt Abrahamczik über die momentane Situation an den Hochschulen. Als Beispiel führt sie die mangelhafte Umsetzung des Bologna-Prozesses an. Doch zuvor müsse die Interessensvertretung für FH-Studierende gesetzlich verankert werden.

Vernetzung

Wann es zu einer offiziellen Fachhochschülervertretung kommen wird, ist noch unklar. "Da es bereits so viele unterschiedliche Fachhochschulen gibt, wird eine flächendeckende Vernetzung noch dauern", befürchtet die ÖH-Referentin. Samuel Moser schätzt, dass er mit seinen Kollegen noch mindestens zwei Jahre daran arbeiten wird. "Mit den bundesweiten Treffen befinden sich die Vertreter aber schon auf dem richtigen Weg", findet Abrahamczik. (lis)