Kautzen/Staré Mesto/Wien – Die nördlichen Nachbarn seien begeisterte Radler, berichtet Christian Schlosser, Bürgermeister der hart an der tschechischen Grenze befindlichen niederösterreichischen Gemeinde Reingers. Also würden die beiden neuen, kleinen Grenzübergänge bei Kostalkov/Klein Taxen und Romava/Reingers wohl in Tschechien auf besonders viel Zustimmung treffen: "Zwei Drittel aller Radtouristen in der Region kommen von drüben."

Die am Sonntag feierlich eröffneten, für Autos ungeeigneten – weil zu schmalen – Grenzstellen sind die letzten von insgesamt 20 neuen Breschen aus Nieder- und Oberösterreich ins Nachbarland. Sechs Jahre lang – so Schlosser – habe man auf die mit ihnen einhergehenden "großen Chancen für den lokalen Tourismus" warten müssen. Vor eineinhalb Jahren dann schlossen Österreich und Tschechien endlich die für die Errichtung neuer Grenzübergänge notwendigen Verträge ab. Seither – so Berndt Körner aus dem Innenministerium – habe sich das davor eher kühle bilaterale Verhältnis zu einer "sehr engen, partnerschaftlichen Kooperation" gewandelt. "Wir haben mit der tschechischen Seite einen Vertrag zur Polizeikooperation unterzeichnet und arbeiten auch bei der Grenzüberwachung gegen Schlepper intensiv zusammen", schildert der Ministerialbeamte.

Dass die Schlepper die neuen, nächtens geschlossenen – also unüberwachten – Übergänge nutzen könnten, macht Ortschef Schlosser übrigens wenig Probleme. "Ob die Flüchtlinge direkt über den Grenzübergang oder 50 Meter daneben durch den Wald kommen, macht wenig Unterschied", sagt er. Er weiß, wovon er spricht: Im Erstberuf ist er Polizeibeamter. (bri, DER STANDARD-Printausgabe, 20.06.2006)