Bratislava/Wien - Das wirtschaftliche West-Ost-Gefälle in der Slowakei spiegelt sich in den regionalen Wahlergebnissen weniger deutlich wider, als man erwarten würde. Auffallend ist jedenfalls wieder einmal die Sonderstellung des Raumes Bratislava. Die Wirtschaftskraft dieser Region (Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt) übersteigt bereits den EU-Durchschnitt.

Entsprechend das Ergebnis im Wahlkreis Bratislava: Mit 36,1 Prozent der Stimmen schnitt hier die SDKÚ von Premier Dzurinda fast doppelt so gut ab wie landesweit. Robert Ficos Smer blieb dagegen mit 21,4 Prozent weit unter ihrem Gesamtergebnis.

Gesamtresultat

Im Wahlkreis Koaice in der wirtschaftlich schwachen Ostslowakei liegt Smer mit 29,5 Prozent nur im Landesschnitt, die SDKÚ mit 19,2 Prozent sogar knapp über ihrem Gesamtresultat.

Besonders interessant ist das Ergebnis des Wahlkreises Banska Bystrica in der Mittelslowakei. Diese Region war früher die Hochburg von Expremier Vladimír Meciar. Die linke Smer kam hier diesmal mit 29,8 Prozent ungefähr auf ihr Landesergebnis. Dagegen schnitt Dzurindas SDKÚ überdurchschnittlich gut ab: Sie erreichte 27, 5 Prozent. Die Erklärung: Die Region profitiert von der liberalen Wirtschaftspolitik mit Großinvestitionen internationaler Konzerne wie Nokia oder des US-Autozulieferer Johnson Controls.

"Heimvorteil"

Der "Heimvorteil" der ungarischen Minderheit drückt sich im Ergebnis des Wahlkreises Nitra aus: Die ungarische Koalition SMK wurde hier mit 31,7 Prozent mit Abstand stärkste Kraft, gefolgt von Smer (24,8) und SDKÚ (12,3).

Ein Sonderfall ist der Wahlkreis }ilina im Nordwesten: In der Stadt }ilina ist Jan Slota, Chef der Slowakischen Nationalpartei (SNS), seit 1990 Bürgermeister. Mit 18,8 Prozent kam die SNS im Wahlkreis auf Platz zwei hinter Smer (33) und vor der SDKÚ (14,8). (jk/DER STANDARD, Printausgabe, 19.6.2006)