Grosny - Das kaukasische Tschetschenien kämpft um seine Unabhängigkeit von Russland. In der abtrünnigen Republik haben pro-russische Sicherheitskräfte nach eigener Darstellung am Samstag den Rebellenführer Abdul-Chalim Saidullajew (Sadulajew) getötet.

Im Folgenden einige Informationen zu der Republik:

- Tschetschenien liegt im kaukasischen Hochgebirge und wird mehrheitlich von Moslems bewohnt. Deren Reputation als gefürchtete Kämpfer gegen Fremdherrschaft stammt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, als Scheich Mansur einen "Heiligen Krieg" gegen die Russen anführte.

- Josef Stalin verdächtigte die Tschetschenen der Illoyalität und ließ 1944 das gesamte Volk nach Zentralasien deportieren. Viele kamen ums Leben. 13 Jahre später ließ der damalige Staats- und Parteichef der Sowjetunion, Nikita Chruschtschow, die Menschen in ihre Heimat zurückkehren.

- Nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion erklärte die damalige tschetschenische Führung unter Dschochar Dudajew die Unabhängigkeit der Republik. Der russische Präsident Boris Jelzin schickte 1994 Truppen in die Region. Massenentführungen der Rebellen führten zu einem Waffenstillstand, und Russland zog 1996 seine Streitkräfte zurück.

- Während einer dreijährigen De-Fakto-Unabhängigkeit Tschetscheniens bis 1999 beherrschten Gewalt und Verbrechen die Republik. Sie geriet immer stärker unter den Einfluss radikaler moslemischer Gruppen, die einen Kalifatstaat errichten wollten. Wladimir Putin, damals russischer Ministerpräsident, macht tschetschenische Rebellen für Attentate in russischen Städten verantwortlich. Die russische Armee kehrt 1999 in das Gebiet zurück.

- Als Präsident sorgt Putin ab 2000 dafür, dass verbündete Tschetschenen eine Russland-freundliche Regierung anführen. Im Mai 2004 wird der auf diese Weise an die Macht gekommene Präsident Achmad Kadyrow ermordet. Seither ist dessen Sohn Ramsan der starke Mann in der Republik.

- Die Rebellen verüben regelmäßig Anschläge und Angriffe auf russische Truppen und Zivilisten und schlagen auch in den Nachbar-Republiken zu. Bei einem Geiseldrama im nord-ossetischen Beslan kommen im September 2004 rund 330 Menschen ums Leben, die Hälfte davon Kinder. (APA)