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Foto: REUTERS/Nir Elias
Bis vor kurzem konnte man sich Online-Musikvideos nur auf den Webseiten von Plattenfirmen und Bands anschauen. Mittlerweile gibt es jedoch auch zahlreiche andere Möglichkeiten. So hat sich beispielsweise auf der Website YouTube.com seit der Gründung im Herbst 2005 das wohl umfassendste Musikvideoarchiv der Welt angesammelt. Schätzungen zufolge befinden sich auf YouTube mehrere hunderttausende Musikvideos, und jeden Tag kommen hunderte neue dazu. Um Verletzungen des Urheberrechts bei den angebotenen Videos einzugrenzen, will das Plattenlabel EMI nun mit YouTube, aber auch mit anderen Videoanbietern wie etwa Revver eine Partnerschaft eingehen.

Angebot zu groß

Viele Plattenlabels bieten Clips, Trailer und sonstiges Videomaterial zum Herunterladen an. Geld verdienen sie entweder an den Besuchern, die die Videos herunterladen, oder an der Werbung auf der Website. Heutzutage gehen viele Einnahmen jedoch an kostenlose Websites wie YouTube verloren. Diese Websites sind übrigens nicht illegal: Sie verbieten explizit das unerlaubte Hinaufladen von urheberrechtlich geschütztem Content. Manchen Internetbenutzern ist das jedoch gleichgültig. Eine Vorkontrolle ist unmöglich, da das Angebot einfach zu groß ist.

Kopierschutzmaßnahmen

EMI hofft jetzt, Musikvideoanbieter wie YouTube davon überzeugen zu können, im Kampf gegen Raubkopierer auf Technologien wie den digitalen Fingerprint zu setzen. Bei diesem Verfahren wird in Videoclips ein Code verarbeitet, der automatisch von Websites erkannt wird. Inhalte mit diesem Code werden verweigert. Der Einsatz derartiger Technologie bildet jedoch nicht immer die Lösung. Die Grenze zwischen Missbrauch und der Anwendung von Videos ist nämlich nicht immer klar, so Thomas Ryan von EMIs Abteilung für digitale und mobile Inhalte. Ein Video von einem Fan, der ein Lied mit eigenem Playback versieht, wird von vielen Urheberrechtbesitzern als harmlos oder vielleicht sogar als begrüßenswerte Werbung erachtet. Ein Remix eines Videos weist jedoch schon mehr in Richtung Grauzone. Auffassungen hierüber sind je nach Band und Plattenlabel verschieden.

Es geht ums Geld

Ryan betont, dass EMI bestimmt nicht jegliche Verwendung von EMI-eigenem Videomaterial verbieten will. Das Unternehmen will schlichtweg die eigene Einnahmequelle schützen, beispielsweise indem sie Inserate an die Videoclips koppeln und auf diese Weise Einnahmen generieren. "Unser Ziel ist es nicht, die Verbreitung von Musikvideos zu stoppen, sondern selber mehr daran zu verdienen", so Ryan. "Auch hoffen wir, dass eine Partnerschaft es uns ermöglicht, Material von den Websites zu entfernen, das unser Urheberrecht verletzt und wofür wir nicht kompensiert werden."

Alternative

Ob sich YouTube und Co. auf eine Partnerschaft einlassen werden, ist derzeit noch nicht bekannt. Eine Alternative, um das Hinaufladen geschützter Werke zu verhindern, stellt jedoch auch Qtrax dar. Es handelt es sich um eine Tauschbörse, die legale, kopiergeschützte Musiktitel zum Download anbietet. EMI wird als erstes Plattenlabel seinen Musikkatalog auf Qtray zur Verfügung stellen. Finanziert wird das Ganze durch Werbeschaltungen vor dem Download. Qtray soll noch dieses Jahr lanciert werden.

Webcam-Karaoke-Videos

In zahlreichen Foren sind Berichte aufgetaucht, wonach der Verband der US-Musikindustrie mit seinem Vorgehen gegen Youtube.com offenbar auch gegen die immer beliebter werdenden Webcam-Karaoke-Videos ins Feld zieht. Webcam-Karaoke ist ein typischer junger Online-Trend, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut. YouTube.com wurde zum Sammelplatz für Fans des Webcam-Karaoke. Das Unternehmen entfernt die beanstandeten Videos, sobald eine Beschwerde eines Rechteinhabers vorliegt. Bei Google Video dürfte eine ähnliche Politik verfolgt werden, bei der auf Anfragen der Musikindustrie reagiert wird. Fraglich ist allerdings, wieso die Musikindustrie gegen diese Amateurvideos vorgeht, denn in den meisten Fällen ist das Musikvideo nur in sehr schlechter Qualität im Hintergrund des Karaokesängers zu erkennen - von einem Umsatzverlust kann man wohl kaum sprechen, so Experten.(red/pte)