Natürlich wehrt sich Vivendi mit Leibeskräften. Der Medien- und Telekom-Konzern strotzt nach erfolgreicher Rosskur nur so vor Selbstvertrauen. Bis zum überraschenden Angriff des "Vik-ingers" träumte Vivendi von flotter Expansion auf riesigen neuen Märkten für Musik- und Filmvertrieb über Handy. Schließlich hat Vivendi mit seinen Sparten Musik (Universal Music) und Videospiele (Vivendi Universal Games), Pay-TV (Canal+) und Mobilfunk (SFR/Frankreich und Maroc Telecom) alle Trümpfe selbst in der Hand.
Doch dann kam Vik. Der "Raider", der in den 90er Jahren in New York beim Internetboom mit Übernahmen und Wiederverkäufen von "dot.coms" ein Vermögen gemacht hat, äußert Zweifel am Sinn der Strategie. Er will den Konzern mit fast 20 Mrd. Euro Umsatz und einer 20-Prozent-Beteiligung am Hollywood-Konzern NBC Universal zerlegen, um den Wert zu steigern.
Zunächst nahm kaum einer den Angriff aus dem winzigen Fürstentum Monaco ernst. Als Vik sich für gut 1,2 Mrd. Euro in das Kapital einkaufte und - mit deutlich unter fünf Prozent - größter Aktionär wurde, blieben die erfolgsverwöhnten Manager gelassen. Doch seit der Milliardär ein Übernahmeangebot für 39 Mrd. Euro angekündigt hat, läuten in Paris die Alarmglocken. Mitte Mai wiesen Manager und Aufsichtsräte einstimmig Viks Pläne als unsinnig zurück und bekräftigten ihre eigene Strategie. Die Videospiele und das Pay-TV stünden ohne die anderen Sparten viel schlechter da. Konzernchef Jean-Bernard Levy erklärte, die völlig unrealistische Forderung eines "Aktionärs ohne gesicherte Finanzen" sei hinfällig.
Doch die Konzernbosse sind nervös. Jetzt stichelt Vik, Levy und der charismatische Vivendi-Sanierer und Aufsichtsratschef Jean-Rene Fourtou hätten sich offen für strategische Neuausrichtungen gezeigt. Die Genannten dementieren heftig. Fourtou erklärt zudem, Vik biete viel zu wenig. Er müsse mindestens eine Prämie von 30 Prozent auf den Aktienkurs bieten, also ein paar Milliarden drauflegen.
Niemand weiß, was der Norweger, der seine Jugend an südlichen Stränden verbrachte, mit dem Börsenschwergewicht wirklich vorhat. Vik nennt Vivendi abfällig einen "auf Telekommunikation und Medien konzentrierten Investmentfonds". Getrennt wären die Sparten mehr wert. Für Vivendi ist das "wirtschaftlich und juristisch ohne Basis". Bei einer Zerschlagung entfiele die Möglichkeit, riesige Altverluste aus der Zeit der Börsenblase steuerlich über Jahre zu verrechnen.