Wien - Wahlkampf ist, wenn der Kanzler sich freiwillig als Videospielfigur abbilden lassen und McDonald's nur ein bisschen böse sind, wenn sie auf den Plakaten des Fast-Food-Konzerns in WM-Jubelpose und dem Slogan "Österreich isst Weltmeister"zu sehen sind - letzterer könnte schließlich auch aus der Werbeanteilung der ÖVP stammen. Politik meets WM - und Schüssel ist überall zugegen.

Auf der Homepage www.kanzlergaberln.at tritt der ÖVP-Chef als Videokicker auf, den man per Mausklick Bälle ins Tor kicken lassen kann.

Dem Gewinner winkt ein (von Schüssel) handsignierter Original-WM-Fussball. McDonald's plakatierte den inzwischen ja auch unter die WM-Kolummnisten gegangenen Kanzler ("Fußball ist global, erbarmungslos und schön", textete er zuletzt für News)mit rot-weiß-roter Wangenkriegsbemalung und Austro-Fanschal.

Die SPÖ ortete prompt ein abgekartetes Spiel, Kanzlersprecherin Heidi Glück beeilte sich am Donnerstag mitzuteilen, dass die verantwortliche Werbeagentur Pleon Publico - zu der sie ansonsten beste Kontakte hält - sie über die Aktion nicht informiert hätte. Man habe sich auf Zahlung einer Pönale an eine karitative Institution geeinigt.

Für Politiker gilt zu WM-Zeiten eben mehr denn je: Dabeisein ist alles. (tó/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.6.2006)