Der Vater stirbt und den Kindern fällt auf, sie kannten ihn ja gar nicht, den Alten. Sie fragen die Mutter, und was diese dann erzählt, fasst der Song "Papa Was A Rollin' Stone" zusammen - ein Tunichtgut und Streuner war er, ein treuloser Geselle, der seiner Familie nichts als Ärger gemacht hat, statt sich um sie zu kümmern. Während die Kinder zu Hause warteten, log und klaute er sich durchs Leben und zeugte nebenbei sogar noch Nachwuchs mit anderen Frauen.

Und doch gelingt es den Kindern selbst am Totenbett nicht, sich von ihrem Papa loszusagen, ihn mit Distanz zu betrachten. Das kann auch nicht gelingen - vieles im Leben mag unsicher sein, zu den wenigen Konstanten aber gehört die Tatsache, dass man stets in Beziehung zu seinen Eltern steht, im Guten wie im Schlechten, in Liebe oder Hass.

So wird das Lied über den unredlichen Papa zu einem durch die Zeiten und Kulturen widerhallenden Plädoyer: Bitte, liebe Väter, stellt euch eurer Verantwortung und steht euren Kindern als positives Vorbild zur Verfügung! Geht mit ihnen ins Schwimmbad, auf den Fußballplatz, lest ihnen Bücher vor und lasst mit ihnen Dra- chen steigen, erzieht sie zu aufgeschlossenen, selbstbewussten Menschen, zu mündigen Bürgern und Steuerzahlern!

Auch der gesellschaftliche Fortschritt mit seinem Bemühen um moderne Erziehungsmethoden hat dies nur unmerklich eindämmen können; momentan liefert die große Zahl von Trennungen vielen Vätern einen Vorwand, die Kindererziehung komplett den Frauen zu überlassen und sich als Trunkenbold und Schürzenjäger zu gebärden.

Man sollte aus diesem Grund alle Männer dazu verdonnern, dieses Lied zu hören und seine Botschaft zu beherzigen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.6.2006)