Die private Vorsorge nimmt weiter an Bedeutung zu. Diesem Trend folgend setzte sich auch im letzten Jahr das Wachstum der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge fort. „Die Zahl der Verträge ist im Vorjahr um 65 Prozent auf fast 769.000 gestiegen. „Damit hat rechnerisch bereits jeder achte Österreicher unter 60 Jahren ein derartiges Vorsorgeprodukt“, fasst Heinrich Traumüller, Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA) die Studie seines Hauses zusammen.

Versicherungen mit 92 Prozent Marktanteil

Nach wie vor wird dabei der überwiegende Teil der Verträge bei Versicherungsunternehmen abgeschlossen: Deren Anteil an der Vertragsanzahl im Jahr 2005 stieg auf 89,2 Prozent (2004: 87,2 Prozent). Beim Neugeschäft 2005 lag ihr Marktanteil sogar bei 92,3 Prozent, so die Studie. Der Hauptgrund dafür liege laut Branchenexperten bei den fehlenden Vertriebsanreizen der Fondsprodukte im Vergleich zu den Versicherungen.

1,1 Mrd. Euro in Zukunftsvorsorge-Produkten investiert

Das verwaltete Zukunftsvorsorge-Vermögen hat sich im Vorjahr mehr als verdoppelt (+109 Prozent) und lag per Jahresende bei fast 1,1 Mrd. Euro. Einen Großteil des Volumenszuwachses machten dabei Nettomittelzuflüsse aus.

Benchmark: 24 Prozent Performance 2005

Auch die Performance der einzelnen Produkte machte den Anlegern Freude: Ein Benchmark-Portfolio aus 40 Prozent österreichischen Aktien (in der ATX-Gewichtung) und 60 Prozent lang laufenden österreichischen Staatsanleihen hätte 2005 eine Performance von 24 Prozent erzielt, so die FMA. Die Performance der einzelnen Fondsprodukte lag dabei zwischen 25,1 Prozent (ESPA Vorsorge Classic/03) und 20,9 Prozent beim Capital Invest VorsorgePlusFonds 2014.

Auffallend ist jedoch der Performanceunterschied der einzelnen Jahrestranchen. Zur Erklärung: Da die einzelnen Fonds jeweils mit einer Laufzeit von zehn Jahren aufgelegt werden, kommen jährlich entsprechende neue Produkte hinzu. Vergleicht man z.B. den ESPA Vorsorge Classic/03 (Kalenderjahres-Performace 2005: 25,1 Prozent) mit seinen „kleinen“ Brüdern ESPA Vorsorge Classic/04 bzw. 05 (22,1 Prozent), wird ein deutlicher Performance-Spead von immerhin drei Prozent ersichtlich. Hauptverantwortlich dafür ist die unterschiedliche Aktiengewichtung in den einzelnen Portfolios.

Im Schnitt lag die Aktienquote bei den Zukunftsvorsorge-Versicherungen 2005 jedenfalls bei 45,9 Prozent und damit bereits etwas niedriger als 2004 (46,7 Prozent). Kapitalanlagegesellschaften weiteten ihre Aktienquoten im Durchschnitt hingegen aus – nach 46,9 Prozent im Jahr 2004 liegt diese nun bei 48,5 Prozent.

Abwärtstrend trifft auch Zukunftsvorsorge

Seit Jahresbeginn hält sich das Plus der Zukunftsvorsorge-Fonds aber in Grenzen: Während der Top-Platzierte ESPA Vorsorge Classic/05 mit 2,8 Prozent im Plus liegt, verlor der Capital Invest VorsorgePlus Fonds 2015 um 2,5 Prozent. Die Kurseinrüche seit Mai trafen widerrum die beiden Raiffeisen-Fonds (2013er Tranchen) am härtesten: Diese verloren im Zeitraum 9.5.-9.6.2006 rund acht Prozent während etwa der ESPA Vorsorge Classic/06 nur 1,6 Prozent an Wert einbüßte. Der ATX Prime Index - der jedoch zu 100 Prozent aus Österreich-Aktien besteht - musste im gleichen Zeitraum 16 Prozent seines Wertes abgeben.

Welche Fonds seit Start vorne liegen

Seit Start der ersten 2013er-Tranchen liegt Raiffeisen aber widerrum an der Performancespitze. Im Zeitraum 15.5.2003-9.6.2006 bringen es die Zukunftsvorsorge-Fonds auf folgende annualisierte Renditen:

- Raiffeisen-Penionsfonds-Österreich 2003 (18,7 Prozent p.a.)

- ESPA Vorsorge Classic/03 (18,6 Prozent p.a.)

- Raiffeisen-Pensionsfonds-Salzburg 2003 (18,5 Prozent p.a.)

- Capital Invest VorsorgePlusFonds 2013 (15,9 Prozent p.a.)

- Austro-Garant (15,8 Prozent p.a.)

Bezüglich der Veranlagungsvorschriften weist die FMA in ihrer Studie noch auf folgende zwei Punkte bei der Zukunftsvorsorge hin: Österreich-Investments und Kapitalgarantie.

Zukunftsvorsorge: Österreich-Investments bald unmöglich?

Grundsätzlich stehen für die Veranlagung innerhalb der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge nämlich nur die niedrig kapitalisierten Aktienmärkte des Europäischen Wirtschaftsraumes (EU plus Island, Liechtenstein und Norwegen) offen. Dabei muss die Kapitalisierung der Märkte im mehrjährigen Durchschnitt unter 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen.

Zwischen Februar 2005 und Februar 2006 erhöhte sich die Marktkapitalisierung der Wiener Börse aber um 71 Prozent - der Anteil der Marktkapitalisierung am BIP stieg von 30 Prozent auf knapp 50 Prozent. Noch beschränkt diese Entwicklung aber nicht in ihrer Investmentstrategie. „Die Investmentfondsrichtlinien 2003 des Bundesministeriums für Finanzen sehen zur Festlegung der möglichen Märkte eine Durchschnittsberechnung über die letzten vier Jahre vor, wobei das jeweils letzte Jahr in diese Berechung noch nicht einfließt. Für 2006 gilt somit der Mittelwert der Jahre 2002 bis 2004, der sich auf Basis der Jahresendwerte auf 20,5 Prozent beläuft. Bereits 2007 wird dieser Wert jedoch bei 30,2 Prozent liegen, wodurch die Neuveranlagung in österreichischen Aktien nicht mehr zulässig wäre“, so der FMA-Vorstand.

Life-Cycle statt Kapitalgarantie?

Außerdem schlägt die FMA Verbesserungen im Rahmen der bis dato vorgeschriebenen Kapitalgarantie vor. Im Mai 2005 legte das Bundesministerium für Finanzen einen Ministerialentwurf mit Reformvorschlägen vor, durch welche die Zukunftsvorsorge noch an Attraktivität gewinnen soll. „Zu diesen Vorschlägen zählte auch die Einführung einer Variante ohne Kapitalgarantie, die jedoch aufgrund der vermeintlich höheren Risiken für den Kunden eine längere Mindestlaufzeit von 15 Jahren aufweisen sollte. Bis auf weiteres wird dieser Vorschlag allerdings nicht weiter verfolgt“, berichtet Traumüller.

Mehr Rendite, weniger Risiko?

Die FMA schlägt als Alternative zur gesetzlichen „Kapitalgarantie“ deshalb vor, auch die Möglichkeit so genannter „Life-cycle Asset Allocation“-Modelle zu eröffnen. Dabei wird auf jede Kapitalgarantie verzichtet, aber mit Fortschreiten der Laufzeit der Aktienanteil gesenkt und im Gegenzug der Anteil langfristiger Staatsanleihen erhöht. Konkret vorstellbar wäre es etwa die Aktienquote gegen Ende der Laufzeit deutlich auf beispielsweise 20 Prozent zu reduzieren, so die FMA. Traumüller: „Unsere Simulationsrechnungen weisen nach, dass bei sehr geringem Risiko ein in etwa gleicher Veranlagungserfolg zu erzielen ist. Beim Life-Cycle ist aber die Gesamtrendite höher, da die Kosten für die Kapitalgarantie von rund einem Prozent pro Jahr wegfallen.“ Zudem sinke die Wahrscheinlichkeit eines Garantiefalles von 0,26 Prozent bei klassischen Zukunftsvorsorge-Portfolios auf 0,04 Prozent, so die FMA-Studie.

Alle Daten per 9.6.2006 in Euro / Quelle: Lipper

LINK: Die gesamte Analyse (inkl. Tabelle aller Zukunftsvorsorge-Fonds) finden Sie hier.

Die wichtigsten Infos zu Fondsinvestments finden Sie unter www.fonds1x1.com