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Foto: AP/Schreiber
Leverkusen - Angesichts des drohenden Scheiterns der Schering-Übernahme geht Bayer in die Offensive. Der Leverkusener Konzern signalisierte am Dienstag Bereitschaft, sein 16,3-Mrd.-Euro-Angebot für das Berliner Pharmaunternehmen aufzustocken. Die Börse reagierte kritisch: Die Bayer-Aktie verlor nach der Ankündigung bis zum Nachmittag fast 4 Prozent an Wert und gehörte damit zu den größten Verlierern im DAX.

Der Konzern erklärte: "Bayer hält konsequent an seinem Ziel fest, die Dreiviertelmehrheit bei Schering zu erreichen." Dabei schloss das Unternehmen ausdrücklich nicht mehr aus, Schering-Aktien auch zu einem Preis zu erwerben, der über den im Übernahmeangebot vorgesehenen 86 Euro liegt. Die Schering-Übernahme würde sich damit für Bayer spürbar verteuern. Denn der Konzern müsste nach dem deutschen Aktienrecht auch allen Schering-Aktionären, die sein Übernahme-Angebot angenommen haben, den höheren Preis zahlen. Bisher hatte Bayer eine Anhebung des Kaufpreises stets abgelehnt.

Kampf um Anteile

Mit seinem Kurswechsel versuchte das Unternehmen verlorenen Boden gut zu machen. Während das Darmstädter Familienunternehmen Merck seine Anteile an Schering in den letzten Tagen auf 20,7 Prozent ausbauen konnte, sank der Anteil der von Bayer kontrollierten Aktien trotz Zukäufen sogar leicht von 61,5 auf 60,1 Prozent.

Offenbar haben Schering-Aktionäre, die Bayer ihre Papiere bereits angedient hatten, ihre Zusagen angesichts der aktuellen Börsenkurse zurückgezogen. Die Schering-Aktie wurde am Dienstagnachmittag mit rund 87 Euro gehandelt. Der Preis lag damit rund einen Euro über dem Bayer-Übernahmeangebot.

Bayer muss bis zum Ablauf des Übernahmeangebots am Mittwoch um 24.00 Uhr über mindestens 75 Prozent der Schering-Anteile verfügen. Andernfalls ist das Übernahmeangebot gescheitert. Ein dann fälliges neues Angebot wäre wahrscheinlich deutlich teurer und würde außerdem die Pläne des Konzerns zur Neuordnung seiner Pharma-Sparte verzögern.

Spekulationen über Merck-Pläne

Die Spekulationen über die Pläne von Merck hielten auch am Dienstag an. Das "Handelsblatt" berichtete unter Berufung auf "Unternehmenskreise", dem Unternehmen gehe es nicht darum, die Fusion auf jeden Fall zu blockieren. Merck wolle vielmehr Bayer zu einem höheren Angebot zwingen. Ziel sei dabei ein Preis von mehr als 90 Euro je Schering-Aktie. Ein solcher Finanzpoker wäre für Merck tatsächlich nicht unattraktiv. Immerhin könnte das Unternehmen so innerhalb weniger Wochen und mit geringem Risiko einen Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe realisieren.

Der Verlierer wäre Bayer. Für den Leverkusener Konzern würde der Gesamtpreis der Schering-Übernahme nach Berechnungen des "Handelsblattes" wohl um mindestens 800 Mio. Euro auf deutlich mehr als 17 Mrd. Euro steigen.

Patente oder Aktienteile sichern

Branchenkenner schließen aber auch nicht aus, dass Merck sich möglicherweise im Austausch für sein Aktienpaket Patente oder Unternehmensteile von Schering sichern will. Merck könnte etwa an den Aktivitäten von Schering in der Krebsforschung oder am Vertriebsnetz in den USA und Japan interessiert sein.

Der Münchner Siemens-Konzern bestritt unterdessen, an Plänen zu einer Zerschlagung von Schering beteiligt zu sein. Unternehmenssprecherin Konstanze Tauber betonte: "Wir halten uns aus der Schering-Übernahme heraus." (APA/AP)