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Markus Brier hat sich 216.660 Euro, das höchste Preisgeld seiner Karriere, und die Tourkarte bis Ende 2007 gesichert. Den Diamantpokal im Wert von 100.000 Euro muss er aber noch zweimal gewinnen, um ihn mitnehmen zu dürfen.

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STANDARD: Sie bestreiten Ihre siebente Saison in der obersten Spielklasse, waren 2000 in Spanien, 2004 in Moskau jeweils Zweiter. Was hat diesmal den Unterschied ausgemacht?

Brier: Ich habe mich von Anfang an sicher gefühlt, die vielen Zuseher auf meinem Heimplatz hab ich als Beflügelung, nicht als Druck wahrgenommen. Ich habe vier Tage lang kaum Fehler gemacht.

STANDARD: Wie groß ist der Heimvorteil tatsächlich, um wie viel besser als andere Golfer kennen Sie den Kurs?

Brier: Mehr als 15 Runden im Jahr spiele ich auch nicht in Oberwaltersdorf, aber insgesamt kommen da seit 1996 sicher mehr als hundert Runden zusammen. Das kann schon ein, zwei Schläge Unterschied ausmachen. Ich weiß in jeder Lage genau, was ich tun muss, andere kennen sich da nicht so gut aus.

STANDARD: Oft war Ihr Problem, dass Ihnen neben drei guten Runden eine schlechte auskam. Wie haben Sie es geschafft, konstant zu bleiben?

Brier: Ich habe mein Schema durchgezogen. Die letzte Runde hat mit zwei Bogeys eher schwach begonnen, aber ich habe gewusst, die Birdie-Chancen werden kommen.

STANDARD: Ihr Schema, wie würden Sie das beschreiben?

Brier: Ich riskiere nicht übermäßig. Und ich bin nicht der Longhitter. Ich spiele sicher eher konservativ.

STANDARD: Auf die vergangenen Tage umgelegt heißt das?

Brier: Das bedeutet, dass ich die Fahne, wenn sie im Eck des Grüns stand, eher nicht direkt angespielt habe. Ich hab gewusst, die Grüns sind gut genug, dass ich auch aus vier, fünf Metern die Putts stopfen kann. Und das ist mir auch mehrmals gelungen. Der Schlüssel war mit Sicherheit, dass ich mit dem Abschlag sehr viele Fairways getroffen habe und selten im Rough gelandet bin, auf der letzten Runde kein einziges Mal. Die Roughs waren tief, das hat viele vor Probleme gestellt.

STANDARD: Man hat Ihnen schon nachgesagt, in entscheidenden Situationen würden Ihnen die Nerven manchmal einen Streich spielen. Diesmal sind Sie völlig cool geblieben?

Brier: Vor allem auch ein Verdienst meiner Mentaltrainerin Kristin Walzer. Wir haben stark daran gearbeitet, was ich tun muss, wenn ich an der Spitze mitspiele. Ich war heuer zweimal vorn dabei, beim dritten Mal jetzt hat's funktioniert. Den Ball treffen ist schön und gut, aber du musst völlig frei sein im Kopf, wenn du über dem Ball bist.

STANDARD: Und wenn man frei ist im Kopf, gelingt einem auch ein Hole in one wie Ihnen auf der ersten Runde.

Brier: Da spielt natürlich auch das Glück eine Rolle, und ich hatte dieses Glück. Ohne Glück kannst du keinen Turniersieg holen. Von den 150 Spielern, die da mitgemacht haben, hätten achtzig oder neunzig gewinnen können.

STANDARD: Sie haben bis Ende 2007 die Tourkarte fix, haben am Sonntag 216.660 Euro gewonnen, sich mit insgesamt 288.000 Euro auf Rang 39 der Verdienstrangliste '06 geschoben. Wie groß ist die Sicherheit, die Sie jetzt verspüren, was hat der Sieg für Sie verändert?

Brier: Vom Ausgesorgthaben bin ich weit entfernt, Geld verdienen muss ich weiterhin. Vielleicht wird einiges einfacher, vielleicht bekomm ich etwas bessere Sponsorenverträge und kann mir ab und zu aussuchen, welche Turniere ich bestreite. Der erste Sieg war die wichtigste Hürde. Klar ist, ich will mich weiter verbessern, ich will noch andere Turniere gewinnen. (DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 13. Juni 2006, Fritz Neumann)