Ernst ist beim dreitägigen, die Zukunft weisen wollenden und die Ohren gehörig durchschlackernden Wiener Lärmmusik-Festival R/U/I/N in einer abweisend schmucklosen U-Bahnbaustelle am Praterstern als temporärer Zone der akustischen wie auf das große Ganze verweisenden Verdammnis die Kunst.
Heiter nimmt der 65-jährige US-Multimedia-Künstler und Theoretiker Tony Conrad zum Abschluss dieses mit wilden Neutönern wie Mutter, Volcano!, Sand, Food For Animals, Slütspürt oder Trapist hochkarätig vollgestellten und vom Wiener Veranstalter Peter Nachtnebel mit sehr viel Engagement und wenig öffentlicher Unterstützung programmierten Festivals die Neuinterpretation seiner Komposition Violine Drone aus 1965.
Wir haben es hier gut eine Stunde lang mit minimal, aber doch und wenn, dann aber hallo und zieht euch warm an! variierten Ostinato-Figuren in nahe an A-Dur angesiedelten Quinten zu tun. Die weisen wie jede gute Komposition aus der Minimal-Schule seiner Zeitgenossen John Cage oder La Monte Young auf den Zusammenhang zwischen zeitlicher Dauer und menschlichem Bedauern hin.
Soll heißen: Auf die Länge mag es sich zwar mitunter erheblich ziehen. Der gerade auch bei angezogener Lautstärke erzielte hypnotische Sog, den man sich in der Kürze als jenen kosmischen Klageton vorstellen kann, den einst John Cale, ein Schüler und Kollaborateur Tony Conrads aus den frühen 60er-Jahren, für die Velvet-Underground-Klassiker Venus In Furs oder European Death Song sozusagen in kurzer Form für vom Popkonsum nicht gerade mit hoher Aufmerksamkeitsspanne gesegnete Hörer auf der Viola beisteuerte, ist allerdings beachtlich.
Siehe dazu auch Tony Conrads auf seiner Homepage veröffentlichten, im englischen Originaltitel von den verschiedenen Wortbedeutungen her ziemlich weit an die Grenzen gehenden Aufsatz Duration aus 2004. In dem geht Serpentinenlogiker Conrad nicht nur in harten Worten mit der "sozialen", gerade auch bildungsbürgerlich im Kunstkonsum ihre Auszeiten nehmenden Freizeitbeschäftigung eines verdrängenden Tragens und Ertragens und eben auch dem Dauern, Überdauern und schließlich dem nicht unwesentlichen Begriff der Ausdauer ins Gericht.