Kündigt Zuschläge an: Schenker-Chef Wieland.

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Wien – Mit 1. Juli treten bei der Luftfracht neue Bestimmungen in Kraft, die insbesondere den Spediteuren mit starkem USA-Bezug sauer aufstoßen. "Die Politik putzt sich an der Wirtschaft ab", sagte der Chef von Schenker Österreich, Elmar Wieland, dem STANDARD. "Was hier verlangt wird, ist Bürokratismus pur. Das schadet dem Wirtschaftsstandort."

Worum geht es? Im Gefolge der Terroranschläge vom 11. September 2001 wurde auch der internationale Güterverkehr – speziell die Luftfracht – als Gefahrenquelle für mögliche künftige Anschläge identifiziert. Nicht zuletzt auf Druck der USA hat die EU daraufhin mehrere Richtlinien beschlossen, die spezielle Sicherheitsauflagen für den Cargo-Bereich vorsehen. Unter anderem wird eine lückenlose Überwachung vom Versender einer Ware bis zum Empfänger derselben samt dazugehöriger Dokumentation verlangt. Was Schenker-Chef Wieland und seine Branchenkollegen besonders stört: "Dass wir schon bei leichter Fahrlässigkeit unbeschränkt haften."

Schlimm sei auch, dass mit den geplanten Maßnahmen das erwünschte Maß an Sicherheit gar nicht erreicht werden könne. Nach Ansicht von Wieland wäre es "sinnvoller, die Ware am Flughafen zu screenen" – ein Weg, den etwa die Franzosen, Briten und Polen beschreiten wollen.

Preisexplosion

Klar sei, dass sich der Versand verteuern werde – im Extremfall um fast 100 Prozent. Denn mit 14 Cent je Kilo koste die Kontrolle am Flughafen Wien nur geringfügig weniger als etwa der Transfer der Fracht nach Schanghai (15 Cent je Kilo). Wenn man von den etwa 77.000 Tonnen ausgehen, die im Vorjahr per Luftfracht ex Österreich abgewickelt wurden, ergibt sich nach Berechnungen des Schenker- Chefs eine Mehrbelastung von knapp elf Mio. Euro.

"Bahntunnel sinnlos"

Als "sinnlose Investition" bezeichnete Wieland den geplanten Bau des Brennerbasistunnels. Seit Jahren verliere die Bahn Marktanteile gegenüber der Straße. "Tunnel hin, Tunnel her, der Lkw ist einfach das attraktivere Verkehrsmittel", sagte Wieland. Unverständlich sei auch, dass man einen Tunnel bauen wolle von dem man noch gar nicht wisse, wie viel er tatsächlich koste.

Die Tunnelbefürworter gehen nach derzeitigen Berechnungen von Baukosten in der Höhe von 4,5 bis fünf Mrd. Euro aus, wozu nochmals Finanzierungskosten in der Größenordnung von 3,5 bis vier Mrd. Euro kommen könnten. Die EU will, wie berichtet, etwa 20 Prozent der Baukosten übernehmen und hat zugesichert, den geplanten, 430 Mio. Euro teuren Probestollen zur Hälfte mitzufinanzieren.

Der Brennerbasistunnel soll auch beim am Dienstag stattfindenden Besuch des italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi bei Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in Wien zur Sprache kommen. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.6.2006)