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Ronaldo hat einiges vor.

Foto: Getty/Franklin
Königstein/Berlin - Mit einer kleinen Portion Wut im Bauch auf großer Tore- und Titeljagd: Fußball-Superstar Ronaldo ist vor dem Auftaktmatch Brasiliens am Dienstag (21.00 Uhr) in Berlin gegen Kroatien motiviert wie lange nicht mehr. Der 29-Jährige von Real Madrid will all jene Lügen strafen, die ihn in den letzten Wochen als Disco-König und übergewichtig verspottet haben.

Und er peilt in seinem vierten Turnier die Bestmarke von Gerd Müller, der insgesamt 14 WM-Tore erzielte, an. "Der Rekord ist nicht mein Hauptziel, aber er ist ein Ziel. Ich möchte den Pokal gewinnen. Würde ich den Rekord brechen, wäre das wichtig, aber nicht das Wichtigste", betonte Ronaldo. Nicht nur Legende Pele ist sich sicher: "Er packt das."

Kein Ego-Trip

Ronaldo will die WM aber nicht als Egotrip gestalten. Eine Prognose, wie oft er treffen wolle oder werde, ließ sich sich der WM-Torschützenkönig von 2002 (8 Treffer) nicht entlocken. "Wenn ich ein Tor schieße, dann, weil ich Brasilien helfen will, den Titel zu erobern. Mein Ziel ist der sechste Triumph für Brasilien. Meine persönlichen Ziele sind da weniger wichtig", bekräftigte der Real-Angreifer.

Mit zwölf Treffern liegt Ronaldo Luiz Nazario de Lima, wie er eigentlich heißt, in der ewigen Torschützenliste hinter Gerd Müller und dem Franzosen Just Fontaine, der 1958 gleich 13-mal traf, auf Rang drei - gemeinsam mit Pele. Ebenso wie der berühmteste brasilianischen Kicker kann Ronaldo nun zum dritten Mal Weltmeister werden, auch wenn er bei seinem WM-Debüt 1994 in den USA keine Minute spielte.

Müller: "Keine Schande"

"Von einem Brasilianer abgelöst zu werden, ist nun wirklich keine Schande", sagte Gerd Müller in weiser Voraussicht und prophezeite: "Zwei Kisten macht der bei der WM locker." Zumal Ronaldo mit der Empfehlung von 59 Treffern in 92 Länderspielen anreist. Doch dem Stürmer steckt auch eine Saison mit einigen Verletzungen in den Knochen. Und mit Real Madrid blieb er im dritten Jahr en suite ohne Titel.

Doch seine Kollegen machen sich offensichtlich wenig Sorgen um ihn. "Ich denke, er wird der beste Spieler der WM. Er wird die Tore erzielen, die ihn zum besten WM-Torschützenkönig aller Zeiten machen. Dazu benötigt er nur noch 3, dann hat er 15 - aber er wird noch öfter treffen", prophezeite Ronaldinho. Ronaldos Vereins- und Team-Kollege Robinho sagte immer wieder: "Auch bei der letzten WM haben sich alle Sorgen gemacht, weil er zuvor eine schwere Verletzung erlitten hatte, und dann war er der erfolgreichste Spieler des Turniers. Ronaldo bleibt immer Ronaldo."

Ärger mit Pele

Gerd Müller ist von Ronaldos Qualitäten ebenfalls überzeugt. "Auch wenn er ein bisschen übergewichtig erscheint, ist er immer brandgefährlich. Zu mir haben sie ja früher auch 'kleines, dickes Müller' gesagt", meinte der Weltmeister von 1974. Dem Brasilianer ist trotz diverser Probleme im Vorfeld die Vorfreude anzusehen. "Irgendwie werde ich bei Weltmeisterschaften von einer Welle der Euphorie getragen", sagte der "Weltfußballer des Jahres" von 1996, 1997 und 2002.

Verbale "Blut-Grätschen" ist Ronaldo eigentlich gewöhnt. Pele warf ihm im vergangenen Jahr vor, er habe "Probleme außerhalb des Platzes", was der Angreifer mit den Worten konterte: "Ich hoffe, dass ich nie ein so alter, verbitterter Mann wie er werde, der ausschließlich Unfug erzählt."(APA/dpa)