Grafik: STANDARD
Wochenlange Diskussionen um ÖGB und Bawag haben die Wahlchancen der SPÖ empfindlich gedämpft -würde schon jetzt gewählt, gäbe es keine Mehrheit für Rot-Grün.

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Linz - Keine Mehrheit für Rot-Grün. Keine Mehrheit für Schwarz-Blau. Und erst recht keine Mehrheit für Schwarz-Orange. Das ergeben die Daten der jüngsten Hochrechnung des Linzer market-Instituts für den Standard.

"Alle derzeitigen Berechnungen gehen noch davon aus, dass Hans-Peter Martin nicht antritt - man kann seriöserweise nicht eine gar nicht existente Partei in die Umfrage einbeziehen", verweist market-Studienleiter David Pfarrhofer auf eine der Unwägbarkeiten aller derzeitigen Umfragen.

Dass eine "andere", namentlich nicht bekannte Partei ins Parlament kommt, wünscht sich ohne konkrete Angabe derzeit nur jeder hundertste Wahlberechtigte, darunter nicht nur mögliche Martin-Wähler, sondern etwa auch Kommunisten.

Unwägbarkeiten

Weitere Unwägbarkeit: Auch wenn es vor allem von BZÖ und FPÖ erste Wahlkampfbotschaften gibt, so ist der eigentliche Wahlkampf auch von den etablierten Parteien noch nicht eröffnet. Hier könnte es aber massive Verschiebungen geben.

Zwar lässt sich in der Zeitreihe der wöchentlichen Hochrechnungen von market zeigen, dass die SPÖ etwa ab der 14. Woche dieses Jahres ins Hintertreffen geraten ist, also ab der allgemeinen Wahrnehmung der Zustände in Bawag und ÖGB. Aber ob dieses Thema wirklich die Wahl beeinflussen wird oder ob ganz andere Fragen für eine Mobilisierung der Wähler sorgen werden, ist für Pfarrhofer derzeit überhaupt nicht abschätzbar: "Befragungen beziehen sich auf das, was wahrgenommen wird, nicht auf das, was vielleicht wahrgenommen werden könnte."

Sicher lasse sich nur sagen, dass die ÖVP in den letzten Wochen mehr Zuspruch hat als die SPÖ und dass bei den Kleinparteien die Grünen vor der FPÖ und diese vor dem BZÖ liege.

Weiters lassen die Daten eine Mehrheit links der Mitte nicht erkennen, "doch auch die ÖVP dürfte es schwer haben, einen Partner für eine kleine Koalition zu finden, falls sie den ersten Platz halten kann. Derzeit ginge sich allenfalls Schwarz-Grün aus". (DER STANDARD, Printausgabe 12.6.2006)