In Italien werden die Stimmen für eine europäische Börsenallianz, also ein Zusammengehen der Euronext mit der Deutschen Börse und Borsa Italiana, immer lauter. Nach dem französischen Präsidenten Jacques Chirac und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel hat nun auch Italiens Wirtschaftsminister Tommaso Padoa Schioppa eine Lanze für die europäische Börse gebrochen. Die Euronext will jedoch mit der New York Stock Exchange (NYSE) fusionieren.

Eine Alternative dazu wäre ein einheitlicher Markt mit der Notierung von Gesellschaften verschiedener Nationen. Diese Lösung würde jedoch den einzelnen Kontrollbehörden große Schwierigkeiten bereiten.

Fusionsverhandlungen

Die Euronext und die Borsa Italiana verhandeln derzeit über eine mögliche Fusion. Bei den Gespräche zwischen Euronext-Chef Jean-François Théodore und seinem italienischen Pendant Massimo Capuano gebe es aber mehrere Diskrepanzen. Piazza Affari möchte keineswegs von Euronext-Nyse geschluckt werden. Auch bestehen Meinungsverschiedenheiten über das künftige Abrechnungssystem: das französische System sei zwar qualitativ besser, das Mailänder System billiger.

Aus Börsenkreisen ist zu vernehmen, dass die Gespräche zwischen Théodore und Capuano nicht exklusiv sind. Capuano hat mehrmals betont, dass die Borsa Italiana mehreren Allianzen gegenüber offen stehe. Auch Aktionäre der Borsa Italiana drängen auf eine europäische Lösung. Matteo Arpe, Chef der Banca Capitalia, hatte sich für eine europäische Allianz ausgesprochen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10./11.6.2006)