Vogelgrippe versus Aids
Als weltweit größte Herausforderung im medizinischen Sinn bezeichnete Gillies, der seit Jänner 2004 Präsident der ehrenamtlichen Helfer ist, den Kampf gegen Aids. Rund eine Million Menschen, die HIV-positiv oder an Aids erkrankt seien, könnten behandelt werden. "Aber fünf bis sechs Millionen HIV-Positive in Entwicklungsländern erhalten zu wenig oder gar keine Hilfe", kritisierte Gillies. Er fordert Industriestaaten und die pharmazeutische Industrie auf, Strategien zu entwickeln. "Als die Vogelgrippe in westlichen Ländern auftauchte, hat die internationale Staatengemeinschaft ja auch schnell reagiert. Bei HIV brauchen wir auf jeweilige Länder maßgeschneiderte Hilfe", so der australische Mediziner. Und in Richtung Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Es gibt keine zentrale Lösung, die in allen Ländern anwendbar ist."Ärzte ohne Grenzen passe Hilfe immer bewusst an unterschiedliche Gegebenheiten an.
Billige Medikamente
Ob Österreich den zu Ende gehenden EU-Vorsitz genutz habe, um die medizinische Versorgung in armen Ländern sowie die Entwicklung billiger Medikamente voranzutrieben, ließ Gillies offen. "Ein halbes Jahr ist zu kurz, um große Veränderungen herbeizuführen", räumte er ein.
Faktum sei, dass immer noch Millionen von Menschen an leicht behandelbaren Infektionen wie Tuberkulose, Schlafkrankheit und Malaria sterben. 90 Prozent von Forschungsgeldern kommen nur zehn Prozent der Weltbevölkerung zugute. Als wichtigen Schritt bezeichnete Gillies eine jüngst von der WHO verabschiedete Resolution, die eine globale Verantwortung für Forschung und Entwicklung im Gesundheitsbereich einfordert. Die Resolution war von Brasilien und Kenia vorgelegt worden.