Bild: Akademie der Bildenden Künste Wien
Wo bis vor Kurzem Büromöbel und die aufgelassene Bibliothek der Eisenbahner-Gewerkschaft lagerten, findet von morgen, Samstag, bis zum 24. Juni, die Kunstausstellung "top to bottom end to end" statt. Im Magazin 1 und dem Foyer der ehemaligen Frachtzentrale der ÖBB am Westbahnhof treffen Objekte von rund 30 Studierenden der Akademie der bildenden Künste (Klasse performative Kunst und Bildhauerei) auf industrielle Umgebung und Bürocharme der 70er Jahre.

Die Arbeiten reichen von Zeichnungen, Malerei, über Video-Kunst bis hin zu Raum-Installationen. Die Leiterin der Klasse, Monica Bonvicini, zeigt sich begeistert von den zwei unterschiedlichen Räumen: "Ich bin stolz darauf, dass sich die Studenten nicht von dem großen Raum des Magazin 1 haben erschrecken lassen." In dem ehemaligen Foyer der Frachtzentrale sei es gelungen, durch die verschiedenen Installationen eine "andere Relation zu dem Design der 70er Jahre, das sehr schräg ist, herzustellen."

Spannende Sache

"Ich finde das sehr spannend und lasse mich gerne darauf ein", signalisierte der Vorstandsdirektor der ÖBB-Personalverkehrs AG, Stefan Wehinger, Offenheit für die Arbeiten der Ausstellung. "Die ÖBB als staatliches Unternehmen und das Thema Kunst haben es nicht immer leicht. Wir sind verpflichtet, einen gewissen Teil unseres Budgets für Bauten im Sinne der Kunst auszugeben. Das wirkt oft gezwungen, weil es nicht von innen kommt." Umso erfreulicher sei die Ausstellung, die er als wichtiges Signal der Öffnung der ÖBB in Richtung Kunst sieht.

Der Titel der Ausstellung kommt aus der Graffiti-Szene und bezeichnet die großflächige Bemalung von Eisenbahnwaggons. "Das ist auf keinen Fall als Provokation gegenüber der ÖBB zu verstehen", bemerkte Studentin Barbara Rüdiger, die Initiatorin des Projektes, mit einem Schmunzeln. "Ich bin sehr froh, dass wir diesen Raum außerhalb der Akademie gefunden haben."

Alles Bahnhof

Die Arbeiten beschäftigen sich auf vielfältige Art und Weise mit dem Thema Bahnhof. Der von der ÖBB zur Verfügung gestellte Raum wurde in der Gruppe wiederholt diskutiert und zur Grundlage der Ausstellung gemacht. So zeigt Natalie Koger in ihrer Installation "Reminiszenz an die Betriebs-Bücherei Wien-Westbahnhof", über 3.500 Bücher, die sie in der Halle des Magazin 1 gefunden und nach ihrer Lesehäufigkeit sortiert hat. Für seine Installation "Ein-Weg" im Freien benutze Markus Hiesleitner ebenfalls bereits vorhandenes Material. Er baute eine Aussichtsplattform aus Ein-Weg-Paletten, die einen neuen Blick auf die Gleisanlage des Westbahnhofes ermöglicht.

Kunst und Konzepte

Auch bei der Planung des neuen Hauptbahnhofes Wien am Areal des jetzigen Südbahnhofes soll Kunst eine Rolle spielen, bestätigte Stefan Wehinger. Durch die lange Vorlaufzeit sei es dort von Anfang an möglich, authentische Konzepte zu entwickeln: "Die ÖBB hat großes Interesse an der Kunst. Bestes Beispiel ist der Hauptbahnhof in Graz (Anm.: Die Kassenhalle wurde von Peter Kogler gestaltet). Es gibt konkrete Personen, die uns bei der künstlerischen Gestaltung des neuen Hauptbahnhofes unterstützen. Es wird dazu auch einen Wettbewerb geben", kündigte der Vorstandsdirektor an. (APA)