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Im Wechselbad: Eigentlich will sich der Mann ums Kind kümmern, meist überlässt er's dann doch der Frau.
Foto: Getty/Sean Gallup
Neuester Trend: Männer klagen, wie gerne sie ihre Väterrollen wahrnehmen würden - und tun es dann zumeist doch nicht.


Wien - Der Vatertag naht, und Sozialministerin Ursula Haubner (BZÖ) nimmt die Gelegenheit für eines ihrer Lieblingsthemen wahr: die "Rolle der Väter"in den Mittelpunkt zu rücken. Haubner präsentierte am Mittwoch, gemeinsam mit den Autorinnen Martina Leibovici-Mühlberger und Conny Bischofsberger, nicht nur das Buch und die DVD "Große Väter", sondern auch eine Studie zum Thema. Zwölf Männer wurden in Haubners Auftrag qualitativ zu ihrer Rolle als Alleinerzieher befragt. Das Ergebnis: Die Männer leiden unter ihrem "Exotenstatus", sie erlebten "sowohl übertriebene Bewunderung als auch das Absprechen von Kompetenz als benachteiligend". Nun soll eine Arbeitsgruppe im Ministerium ein "für Männer interessantes Programm"eruieren.

Das Problem "allein erziehende Väter"betrifft, laut Haubner, rund 45.000 Österreicher. Der Mikrozensus 2005 hat's etwas genauer: Demnach gelten 43.400 Väter mit Kindern bis zum 27. Lebensjahr als allein erziehend. Der Problemkreis ist - gemessen an 243.300 allein erziehenden Müttern (ÖStat) oder 248.000 (Haubner) - eher ein kleiner.

SPÖ-Gleichbehandlungssprecherin Gabriele Heinisch-Hosek empfindet Haubners Studie als "beschämend"und nicht repräsentativ. Männerforschung sei dann wichtig, wenn auch die Frauenforschung nicht zu kurz komme. Das sei unter dieser Regierung aber nicht der Fall. Heinisch-Hosek: "Junge Väter und Mütter brauchen geeignete Rahmenbedingungen, nicht Studien, Ratgeber und DVDs."

Haubner ist tatsächlich sehr aktiv, was Männerarbeit angeht. 21 Studien hat die im Sozialministerium angesiedelte Männerabteilung bereits seit ihrer Gründung im Jahr 2001 durch Haubners Vorgänger Herbert Haupt erstellt: Die Männergesundheit wurde dabei ebenso erforscht wie "männliche Identität im Wandel"oder die "Scheidungsfolgen für Männer".

Mann im Wandel

Frauenministerin Maria Rauch-Kallat sieht "die Rolle der Väter im Wandel"- wenn auch die Zahl derer, die beim Kind daheim bleibe, immer noch sehr gering sei. Das sei oft eine finanzielle Frage, und daran, so Rauch-Kallat, "müssen wir alle arbeiten".

Der Moraltheologe Paul Zulehner, der schon seit Jahrzehnten die Rolle der Väter erforscht, findet die Studie "originell". Massenphänomen seien "Väterfamilien"zwar nicht, aber tatsächlich sei zu bemerken, dass die Männer ihre Familienrolle "eigentlich"stärker wahrnehmen wollten. Dass sie es dann oft doch nicht tun, habe nicht nur finanzielle Gründe: "Wenn sie heute mehrere Jahre daheim bleiben, beschädigt das die Karriere nachhaltig. Das überlassen die Männer dann doch zumeist lieber den Frauen."

Jedenfalls sind auch in Deutschland allein erziehende Väter ein Thema. Dort stehen 1,5 Millionen Alleinerzieherinnen 306.000 Alleinerziehern gegenüber. Die Dresdner Soziologin Sabine Stiehler erforscht die Befindlichkeit dieser Männer. Ihre Befunde: Bei der Mehrheit allein erziehender Väter ging die Trennung von den Frauen aus, die Männer reagierten fatalistisch, "verzweifelt"kämpferisch oder individualistisch. Bei fast allen ging ein "Kampf um's Kind"voraus - und die meisten wünschten sich nichts sehnlicher als eine neue Partnerschaft.