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Zwei der wenigen Bilder von Terroristenführer Abu Mussab al-Zarqawi aus den Jahren 2002 (links) und 2004 (rechts)

foto: ap
Seine Mutter hat ihn als "liebevollen" Sohn geschildert, ehemalige Gefängnisgenossen nennen ihn "charismatisch". Doch fest steht: Abu Mussab al-Zarqawi hat schon in jungen Jahren in seiner Umgebung Angst und Schrecken verbreitet. "Er hat sich Disziplin mit einem einzigen Blick verschaffen können und hat die mächtigste Gruppe innerhalb des Gefängnisses kontrolliert", sagt ein Arzt, der Zarqawi in den 90er Jahren als Häftling erlebt hat. In den Akten wurde er schon damals als "sehr gefährlich" geführt. Mittlerweile galt der Jordanier, der nun bei einem US-Luftangriff laut TV-Berichten getötet wurde, als der wahrscheinlich einflussreichste Terroristenführer der Welt.

25 Millionen Dollar Kopfgeld

Die USA jagten Zarqawi seit Jahren und haben ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (knapp 20 Millionen Euro) auf den Extremistenführer ausgesetzt, dessen Gefolgsleute im Irak für zahlreiche Gräueltaten verantwortlich sind. Ende vergangenen Jahres entwischte er der US-Armee, als diese ihn bei einer Großoffensive in Falluja fassen wollte.

Anker

Zarqawi wurde im Oktober 1966 in der jordanischen Stadt Sarka geboren, nach der er sich später benannte. Als Fadel Nassal al-Khaleileh wuchs er in ärmlichen Verhältnissen mit drei Brüdern und sieben Schwestern auf. Im Teenageralter vergeigte er aus Faulheit seinen Schulabschluss, trank gerne Alkohol, ging nie ohne Messer aus dem Haus und träumte von der See. Mit 17 ließ er sich einen Anker auf den Arm tätowieren. Als er später die Religion für sich entdeckte, brannte er sich das Bild selbst aus der Haut, wie der Gefängnisarzt Bassel Ishak Abu Sabha erzählt.

Familie hatte keinen Kontakt

Für seine im vergangenen Jahr verstorbene Mutter Omm Sajel war Zarqawi ein "liebevoller und gefühlvoller" Sohn. Allerdings sei er auch sehr leicht in Zorn geraten und habe heftige Wutanfälle bekommen, sagte sie einmal einem AFP-Reporter. Die Familie ist stolz auf Zarqawi, gibt sich aber in der Öffentlichkeit verschlossen. "Wir bewundern ihn endlos", sagt eine der Schwestern auf der Türschwelle des Elternhauses in Sarka. "Wir haben aber keinen Kontakt zu ihm und haben nichts weiter zu sagen." Auch seine beiden Ehefrauen und vier Kinder sind nicht für die Presse zu sprechen. Zarqawi soll seiner Familie striktes Redeverbot erteilt haben.

Heirat

Mit 22 Jahren steuerte der heutige Extremistenchef noch auf eine recht bürgerliche Existenz zu: Er heiratete eine Cousine und trat eine Stelle bei der Gemeindeverwaltung an. Nach sechs Monaten zog er allerdings nach Pakistan und fing an, für eine Zeitung der Mujaheddin zu arbeiten. 1991 schloss sich Fadel Nassal al-Khaleileh einer radikalen Salafistengruppe an und nannte sich fortan Abu Mussab al-Zarqawi. Mit seinem Mentor und Gründer der Organisation, dem Pakistaner Mohammed al-Makdessi, kehrte er 1992 in seine Heimat Jordanien zurück. Zwei Jahre später wurde er wegen Mitgliedschaft in einer verbotenen Gruppe und Waffenbesitzes zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.

Haft

In der Haft baute sich Zarqawi eine beispiellose Machtposition auf. Als er 1999 im Zuge einer Generalamnestie entlassen wurde, hatte er seinem Mentor Makdessi die Kontrolle über dessen Salafistengruppe "El Tauhid wal Heshra el Muwahadin" entrissen. "Die Häftlinge hatten Angst vor ihm", berichtet der Gefängnisarzt Sabha. Als ein Gefangener aus gesundheitlichen Gründen verlegt werden sollte, habe dieser gesagt, er müsse erst Zarqawi um Erlaubnis bitten.

Aufstieg im Al-Kaida-Netzwerk

Nach der Gefangenschaft stieg Zarqawi im Terrornetzwerk auf. Im Jahr 2000 lernte er in Afghanistan den Al-Kaida-Führer Osama bin Laden kennen; Ende 2001 zog er in den kurdischen Norden des Irak, wo er sich der Al-Kaida-Gruppe Ansar al-Islam anschloss. Mittlerweile war der Jordanier Anführer der Organisation Al Kaida im Zweistromland, die den Irak seit dem Sturz von Machthaber Saddam Hussein im April 2003 durch Entführungen, Anschläge und die Enthauptung von Geiseln terrorisiert. (APA/AFP/red)