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Der Brite Mark Malloch Brown, einer der Stellvertreter von UN-Generalsekretär Kofi Annan, bezichtigt die USA einer doppelbödigen Politik gegenüber der UNO.

Foto: REUTERS/Carlos Barria
John Bolton ist wütend: Der US-Botschafter bei der UNO, der von einem demokratischen Senator einmal als "genau das, was ein Diplomat nicht sein soll"bezeichnet wurde, forderte am Mittwoch Genugtuung von UNO-Generalsekretär Kofi Annan. USA-kritische Äußerungen von Annans Stellvertreter, dem Briten Mark Malloch Brown, seien laut Bolton "sehr, sehr gravierend"und "der schlimmste Fehler, den ein hochrangiger UNO-Beamter jemals gemacht hat".

Malloch Brown hatte in einer Rede außerhalb der UNO scharfe Kritik an der amerikanischen Einstellung zu der 191 Mitglieder umfassenden Körperschaft geübt: Die USA würden die UNO zwar zu ihrem eigenen Vorteil in einer Art "geheimen Diplomatie"verwenden, sie aber nicht gegen die "ungezügelte"Kri- tik etwa des rechtsreaktionären TV-Senders Fox oder des Radio-Talkshow-Gastgebers Rush Limbaugh verteidigen. Dies, so Malloch Brown, sei auf die Dauer unhaltbar.

Annan stimmt mit Brown überein

Bolton verlangte von Kofi Annan eine "persönliche und öffentliche" Zurückweisung. Annan stellte sich jedoch hinter Malloch Brown und ließ durch einen Sprecher erklären, er stimme mit dessen Kritik überein.

Die USA - wenn sie nicht gerade aus diesem oder jenem Grund im Schmollwinkel stehen und die Zahlungen entweder verweigern oder verzögern - steuern 22 Prozent des gesamten 3,8-Milliarden-Dollar-Budgets der UNO bei.

Kofi Annans Amtsperiode endet im Dezember. Ob John Bolton seine Art von Diplomatie als Elefant im Porzellanladen viel länger ausüben wird, ist fraglich: Sein Mandat läuft ebenfalls Ende des Jahres aus, da er nie vom Senat bestätigt, sondern nur von Präsident George W. Bush in einem so genannten Recess Appointment während einer Senatspause eingesetzt wurde. Derzeit ist nicht sicher, ob ihn das Weiße Haus noch einmal nominieren wird. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 09. 06. 2006)