Neumarkt/Murau - Während man in ganz Österreich - gerade seit 2005 - darauf bedacht ist, längst überfällige Gedenktafeln und -stätten für Opfer des Nationalsozialismus zu installieren, soll in der obersteirischen Gemeinde Neumarkt (Bezirk Murau) am Freitag eine Gedenktadfel für die 1962 verstorbene Nazi-Dichterin Agnes Millonig an der Volksschule montiert werden.

Gestiftet wird diese Ehrung von der Kärntner Landsmannschaft, die mit der Militärmusik Kärntens auch für den feierlichen Rahmen sorgen wird, denn die Steirerin Millonig schrieb die vierte Strophe der Kärntner Landeshymne, in der es heißt "...wo man mit Blut die Grenze schrieb, und deutsch in Not und Tod vertrieb...". Millonig war von 1911 bis 1944 Volkschullehrerin in Neumarkt, dichtete aber auch gerne: So etwa als sie 1938 das "Heilige Ja"Österreichs zum Anschluss an Nazi-Deutschland forderte.

Wolfgang Moitzi von der Sozialistischen Jugend (SJ) Steiermark spricht von einer "Schande"im Gemeinderat von Neumarkt, wo alle Fraktionen die Anbringung der Tafel ermöglichten, und ruft am Freitag ab 16.30 zur "Mahnwache gegen Rechts"auf.

Auch das Mauthausen-Komitee ist empört über Neumarkt: "Das ist ein Skandal und Schlag in die Gesichter der Überlebenden. Der Bürgermeister soll zurücktreten". Doch FPÖ-Ortschef Reinhard Racz fühlt sich "sehr unschuldig". Die Tafel sei legitim, "weil sie eine Lehrerin war, die auch kranke Kinder zuhause unterrichtete". Und: "Wir machen nichts, was nicht von oben seine Deckung hat. Sonst kann man ja gleich die Kärntner Landmannschaft verbieten". (Colette M. Schmidt, DER STANDARD Printausgabe 8.6.2006)