New York - Arnold Newman, der "Fotograf der Seele", ist im Alter von 88 Jahren in New York gestorben. Wie die "New York Times" am Mittwoch berichtete, erlag er am Dienstag einem Herzinfarkt. Newman ist unter anderem für seine Porträtfotos amerikanischer Präsidenten wie John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson bekannt. Er fotografierte aber auch viele große Künstler wie Piet Mondrian, Marc Chagall, und Igor Strawinsky.

Krupp als Mephistopheles

Doch die "New York Times" illustrierte ihren Nachruf am Mittwoch mit Newmans Porträtaufnahme von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach aus dem Jahr 1963. Sie ist ein Beispiel dafür, wie Newman versuchte, etwas von der Persönlichkeit seiner Modelle zu vermitteln.

"Krupp erscheint mit seinem länglichen Gesicht und den buschigen Augenbrauen wie Mephistopheles persönlich", schrieb die Zeitung. "Grinsend, seine Finger ineinander geschlungen, den Blick auf den Betrachter gerichtet, im Hintergrund eine Fertigungshalle aus dem Ruhrgebiet. In der Farbversion ist das Gesicht von leicht grünlicher Farbe."

Newman wollte damit Krupps Ausbeutung von Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkriegs und die zentrale Rolle seiner Fabriken für Hitlers Rüstung anprangern. Krupp war 1948 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu zwölf Jahren Haft verurteilt, jedoch schon 1951 begnadigt worden. Über die Reaktion des Dargestellten sagte Newman einmal: "Als er die Fotos sah, hat er mir gesagt, er werde mich zur unerwünschten Person in Deutschland erklären lassen." (APA/dpa)