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Beim Hauptverdächtigen entdeckten die Fahnder des Zollamtes Innsbruck 100 Kilo Gold in Barren im Wert von rund 1,6 Millionen Euro, Luxusfahrzeuge und Bargeld.

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Die Maschinen für die Zigarettenherstellung stammen von einer bulgarischen Firma, die auf die Renovierung von Produktionsanlagen spezialisiert ist.

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In dieser Halle in der Nähe von Salzburg produzierte die Tabakmafia innerhalb eines Jahres vier Millionen Stangen Zigaretten.

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Salzburg/Innsbruck – Salzburg/Innsbruck – Falsche Marlboro made in Austria? "Ein absolutes Novum", meint Dieter Spiegl von der Innsbrucker Zollfahndung. Seiner Stimme war am Mittwoch immer noch die Freude über den gelungenen Schlag gegen die Zigarettenmafia anzumerken. Denn diesmal haben die Fahnder keinen - beinahe schon alltäglichen - Schmuggel sondern gleich eine ganze illegale Zigarettenfabrik hochgehen lassen. Und zwar in Thalgau im Salzburger Flachgau. 800 Millionen Stück Zigaretten

In einer angemieteten Lagerhalle sollen dort im vergangenen Jahr vier Millionen Stangen, also 800 Millionen Stück Zigaretten produziert worden sein. Errechneter Steuerschaden: 50 Millionen Euro. Als Hauptverdächtiger gilt ein 61-jähriger Pensionist aus Oberösterreich, der zuletzt in Tirol lebte. Drei weitere Österreicher und ein Bulgare wurden angezeigt. Der entscheidende Tip kam von der Zollfahndung Frankfurt.

Tabak aus Argentinien

Die Maschinen stammten aus Bulgarien, der Tabak aus Argentinien. Er wurde nach Deutschland geliefert, von dort wurde ein Export in den Kosovo vorgetäuscht. Eine niederösterreichische Firma besorgte die für die Produktion nötigen Materialien in ganz Europa, die Verpackungen für die Zigaretten erzeugte eine Druckerei in Tirol.

Arbeiterinnen aus Bulgarien

"Beschäftigt" waren fast ausschließlich Arbeiterinnen aus Bulgarien, die im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr die gefälschten Tschik herstellten. Die Frauen durften die Lagerhalle nie verlassen und wurden alle sechs Wochen ausgewechselt.

Gold ist 1,6 Millionen Euro wert

Bei mehreren Hausdurchsuchungen in der Vorwoche stellte die Zollfahndung tonnenweise belastendes Material sicher. Darunter auch 100 Kilogramm Gold in Barren, das der mutmaßliche Kopf der Bande in einem Holzstoß versteckt hatte. "Das Gold allein ist rund 1,6 Millionen Euro wert", erklärte Spiegl im Gespräch mit dem Standard.

Pensionist hatte 50.000 Euro in Bar dabei

Bei seiner Verhaftung hatte der Pensionist 50.000 Euro in Bar dabei. Das Geld sowie alle Reisedokumente wurden dem Verdächtigen abgenommen, dafür darf er bis auf weiteres auf freiem Fuß bleiben.

Miete um Maschinen zu erfinden

Er dürfte auch die Halle der Firma BECO Schleifmittelwerk-GesmbH angemietet haben. "Er gab an, dass er die Halle brauche, um Maschinen zu erfinden", sagte am Mittwoch eine Firmensprecherin. Der Mann habe ein gepflegtes Auftreten gehabt und er habe immer pünktlich die Miete bezahlt.

Auch der Bürgermeister von Thalgau, Martin Greisberger, zeigte sich überrascht. "Wir hatten keine Ahnung. Als Gemeinde besteht auch keine Veranlassung, nachzusehen, was produziert wird." Die Halle, die sich 1,5 Kilometer von der A1-Ausfahrt entfernt im Gewerbegebiet Enzersberg-West befindet, eigne sich "optimal für solche Machenschaften"+, weil sie von niemanden einsehbar sei. (APA, simo, DER STANDARD Printausgabe 8.6.2006)